CSU hält unbeirrt an DSU fest

CSU setzt auf Fortsetzung der Gespräche mit der CDU/ CDU soll DSU den Einzug in Bundestag sichern DSU soll die „politische Lücke“ rechts von der CDU füllen/ DSU-Kritiker in der CSU halten sich bedeckt  ■ Von Bernd Siegler

Nürnberg (taz) — Die CSU sieht keinen Grund, von ihrer Schwesterpartei, der „Deutschen sozialen Union“ (DSU) abzurücken. Sie hofft dabei auf eine erfolgreiche Fortsetzung der Gespräche mit der CDU- Spitze und den designierten Ministerpräsidenten von Sachsen und Thüringen, Kurt Biedenkopf und Josef Duchac. Die CSU will damit erreichen, daß die CDU durch wahltaktische Manöver der DSU den Einzug in den Bundestag sichert.

CSU-Pressesprecher Wark hatte gestern für die alte Marschroute eine neue Begründung parat: „Die CSU braucht die DSU nicht so sehr, aber Bundeskanzler Kohl braucht die DSU.“ Nach dem desolaten Abschneiden der DSU bei den Landtagswahlen in den fünf neuen Bundesländern hatte die CSU von der siegreichen CDU verlangt, die Partei solle der DSU den Einzug in den Bundestag entweder durch eine Listenverbindung oder durch den Abtritt von drei sicheren Direktwahlkreisen ermöglichen. Doch die CDU winkte zunächst ab. Bundeskanzler Kohl hatte nach den Landtagswahlen, bei denen die DSU in keinem Bundesland über die Fünfprozenthürde gekommen war, bereits betont, daß über die Zukunft der DSU allein der Wähler entscheiden müsse. Das wäre jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit das endgültige Ende des CSU-Ziehkinds gewesen. Bei dem ersten Gespräch mit der CSU-Spitze am Mittwoch im Kanzleramt hatte Kohl dem CSU-Begehren dann zunächst eine Absage erteilt und auf weitere Gespräche mit Biedenkopf und Duchac verwiesen. Kohl und Waigel kamen zumindest überein, alle Entscheidungen einvernehmlich zu treffen. Es sei ein „gutes Gespräch, das fortgesetzt werden sollte“, betonten unisono Kohl und CSU-Chef Theo Waigel.

Doch die Zeit drängt. Die Frist für die Aufstellung der Kandidaten läuft am 29. 0ktober aus. Die CSU will schnellstmöglich die Gespräche fortsetzen, um „in den fünf neuen Bundesländern den konservativen Bereich langfristig stark zu halten und jede Stimme für Bundeskanzler Kohl zu mobilisieren“. Waigel geht nach wie vor davon aus, daß die DSU von entscheidender Bedeutung für die „Ausnutzung des Stimmenpotentials für die gesamte Union“ und damit auch für Kohl sei. Waigel wies jeden Eigennutz von sich: „Wir brauchen die DSU für unsere Stärke in Deutschland und Bayern nicht.“ Seiner Ansicht nach bewegt sich derzeit in der ehemaligen DDR „fast alles auf der linken Mitte inklusive der CDU“. Doch wenn die Hochstimmung für die CDU vorbei sei, entstehe in der Mitte und rechts von der Mitte ein Vakuum. Das dürfe nicht von Kräften ausgefüllt werden, „die nichts mit der Union zu tun“ hätten.

Die CSU-internen Kritiker gegen die Waigel-Linie, die sich von Anfang an für eine Ausweitung der CSU auf das Gebiet der ehemaligen DDR ausgesprochen haben, sind inzwischen auf Tauchstation gegangen. Innenminister Stoiber ist auf die von Waigel vorgegebene Marschroute ebenso eingeschwenkt wie Innenstaatssekretär Peter Gauweiler.