Kreativ mit Sinn

■ Modellprojekt „Kulturwerkstätten“ / 15 Stellen auf zehn Jahre

Einer der kulturpolitischen Vordenker Bremens heißt Narziss Göbbel; der ehemalige Hochschullehrer an der Bremer Uni, gelernter Soziologe, initiierte erfolgreich das „Modellprojekt Kulturanimation“, das gleichzeitig arbeitslosen LehrerInnen und SozialarbeiterInnen Arbeit und Qualifizierungsmöglichkeit verschaffte und in den peripheren Wohnsilogebieten Bremens sog. „Kulturbüros“ entstehen ließ.

Das jüngste Kind Göbbels heißt „Modellprojekt Kulturwerkstätten“ nach einer Idee des ehemaligen Nürnberger Kulturreferenten Hermann Glaser: Wohnortnah sollen Kulturzentren entstehen, die in offenen Gruppen produktkreative, künstlerisch-handwerkliche Tätigkeiten mit Sinn ermöglichen (z.B. Arbeit fürs „Gemeinwohl“). Letztlich sollen diese Werkstätten „eine der Erwerbsarbeit adäquate –Aura' erhalten“ (Glaser). Zusätzlich kommt ihnen eine Scharnierfunktion zwischen den „zentralen Kulturinstituten“ und den dezentralen Stadtteilinitiativen und Kulturläden zu. In Bremen gibt es Orte, wo Kultur nicht nur zum Konsum angeboten, sondern auch selbst produziert wird: Schlachthof, Lagerhaus, Haus am Deich, das Straßenbahndepot in Walle und, als jüngster, der „Kulturbahnhof“ in Vegesack (s.taz v.16.10.). Mit massivem Personaleinsatz will Göbbel, der zwar nicht dienstrechtlich, aber faktisch eng mit der Kulturbehörde verbunden ist, die genannten Kulturzentren zu „Kulturwerkstätten“ ausbauen. Er bietet: drei Stellen, auf zehn Jahre projektiert, evtl. einEn BuchhalterIn und eine Verwaltungskraft. Erste Gegenleistung: Ein kulturpolitisches Konzept des weiterhin autonomen Trägervereins, offenbar ein Manko in diesem Bereich.

Über ABM- und Stammkräftestellen, die später von der Stadtgemeinde übernommen werden sollen, ergibt sich für mindestens 15 Arbeitslose eine Perspektive mit Qualifizierungsmöglichkeit. Das Modellprojekt läuft über zehn Jahre, nach zwei Jahren sollen Anträge zur Drittmittelfinanzierung vorliegen (Bund-Länder- Kommission). Die Vorbereitungsphase ist so gut wie gesichert: Göbbel gelang es, EG-Zuschüsse zu akquirieren, indem er Gelder für arbeitslose Künstlerinnen beantragte. Im Januar startet das Projekt „Kulturwerkstätten“ mit einer „rein weiblichen Planungsbrigade“ (Göbbel) bis zu zehn Frauen. Die Kulturzentren reichen zur Zeit ihre Vorschläge ein. Burkhard Straßmann