Viel Geist und wenig Brot

Berlin. Der Hälfte aller Ostberliner Akademiker rutscht künftig möglicherweise das wissenschaftliche Fundament unter den Füßen weg: Eine Akademikerarbeitslosigkeit von über 50 Prozent im Mai 1991 prognostizierte gestern Michael Krenz, stellvertretender Direktor des Wissenschaftlichen Informationszentrums. Die gegenwärtige Entwicklung der ostdeutschen Wissenschaften, so Krenz, liefe weniger auf eine Umstrukturierung als auf einen »echten Arbeitsplatzabbau« hinaus. Die Betriebe seien nicht mehr in der Lage, sich Forschung zu leisten, sondern übernähmen Produktionslinien direkt aus Westdeutschland. Da die Wissenschaft stets an das vergleichsweise niedrige industrielle Niveau der DDR gebunden war, entspräche sie nicht mehr dem internationalen Stand. Nach Einschätzung von Krenz werden im kommenden Frühjahr 38.000 Hochschul- und 70.000 Fachschulabsolventen arbeitslos sein. 18.400 von 27.000 Beschäftigten im Forschungs- und Entwicklungsbereich seien von Arbeitslosigkeit bedroht. adn/maz