BONNAPART
: "Bock auf Bonn"

■ Über Eichhörnchen und Elefanten

„Oskar... find ich Kanzler“. Guter Spruch. Wir sollen ihn unterschreiben, sagt die Sozialdemokratische Wählerinitiative. Dann erscheint unserer Name auf einer „Waldzeitung“. Ob das sowas ist wie eine Wandzeitung im Wald? Egal, wir unterschreiben trotzdem. Dann kriegen wir auch bestimmt eine Freikarte für das Konzert „Stimmen für Oskar“. Mit Peter Maffay und Kings (Fein, die leben noch.) Aber auch die anderen Parteien haben gute Sprüche: „Bock auf Bonn“. Damit wirbt hier bei uns in der Provinz die CDU. Affentittengeil, ey. Auf einem anderen CDU- Plakat erwürgt ein Typ seine Freundin mit einem Schal und sagt: „Wir freuen uns auf Deutschland“. Echt toll.

Die FDP schreibt auf ihren Ständern: „Wir lassen uns Bonn nicht nehmen“. Das finden wir langweilig. Aber das FDP-Maskottchen ist total süß: ein kleines Eichhörnchen mit einem Schirm. Als wollte es sagen: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, laßt uns deshalb bitte nicht im Regen stehen. Noch besser ist allerdings der fliegende Elefant Hans-Dietrich mit den großen Ohren. Den Elefant finden wir total gut.

Wir wählen am besten alle drei Parteien. Bloß die Grünen wählen wir nicht: „Mehr Farben braucht das Land.“ Blöder Spruch.

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Franz Josef Strauß ist tot. Schon seit zwei Jahren. Die Bayerische Landesvertretung in Bonn lädt deshalb zur Ausstellung. „Franz Josef Strauß. Seine Bonner Jahre.“ Gleich am Eingang springt uns ein Plakat an: „Entlarvung der Agenten Moskaus“. Die Augsburger Jugend trommelt zur Großkundgebung. Es spricht: Franz Josef Strauß. Daneben hängen Bilder von Franz Josef Strauß mit Königin Elisabeth von England (1965) und Königin Margarete von Dänemark (1984). FJS mit Margaret Thatcher (1979), mit Gorbi (1987), mit dem obersten Chinesen (1975, (steht leider nicht dabei, wie der heißt). Auch Bilder von Strauß-Gegnern hängen da (wegen der Liberalitas Bavariae!). Zum Beispiel ein besonders gelungenes Werk vom MSB-Spartakus: Strauß neben Hitler auf einem Berg von Totenköpfen. Darüber der Spruch: „Gemeinsam gegen Strauß“. Sehr nett ist auch der Simplicissimus von 1958: Sie sitzt auf dem Sofa und näht. Der Alte hält ihr seine zerissene Joppe hin und sagt: „Gell, Mariannerl, nachher nähst ma zwei neue Lederfleckn auf d' Ellbogen. Ich hab mir's in Bonn wieder durchgstoßn!“ Sogar der 'Spiegel‘ hängt da, wegen dem der Strauß 62 gehen hat müssen, als Verteidigungsminister.

Daneben kann man einen Artikel aus dem 'Holstein Courier‘ von 1966 lesen. Da steht, daß das schon alles seine Richtigkeit gehabt hat, mit den Haftbefehlen und den Durchsuchungen von den Spiegel- Redakteuren. Gute Ausstellung. Wir wissen schon, warum wir unseren ersten Wohnsitz in München haben: Damit wir im Dezember CSU wählen dürfen. Tina Stadlmayer