Saddam Husseins gefährliche Beute

Washington (taz) — Das irakische Militär ist dabei herauszufinden, wie die bei der Invasion in Kuwait erbeuteten US-Flugzeugabwehrraketen des Typs „Hawk“ gegen amerikanische Kampfbomber eingesetzt werden können. Nach Berichten der 'Washington Post‘ haben die Irakis einen Teil der zur Verteidigung Kuwaits gedachten Hawk-Raketen zu einem militärischen Übungsgelände in der Nähe von Bagdad transportiert, um dort ihre Operationsweise zu erkunden.

Die Hawk (die Abkürzung steht für „Homing All The Way Killers“) können niedrig und schnell fliegende Kampfbomber in einer Entfernung von bis zu 40 km aus der Luft herunterholen. Die US-Luftwaffe hat gegen ihre eigene modernste Flugzeugabwehrwaffe keine Verteidigung.

Die Meinung darüber, wie leicht und wie schnell sich die Irakis die ihnen fremde US-Technologie der Raketen zunutze machen können, gehen auch in Militärkreisen auseinander. Auf einem Hearing des Außenpolitischen Kongreßausschusses Anfang Oktober hatte der Unterstaatssekretär für Verteidigung, Paul Wolfowitz, noch vermutet, daß sich die Hawk-Raketen nicht ohne die Hilfe von amerikanischen Technikern bedienen ließen. Mittlerweile scheint das Pentagon jedoch schon so besorgt, daß es israelischen Meldungen nachging, denen zufolge mit den Hawks vertraute jordanische Techniker den Irakis bei ihrem Raketenstudium behilflich seien.

Andere Pentagon-Offizielle und Rüstungsexperten gehen davon aus, daß die Irakis nach einer Phase des „Herumspielens“ mit den Raketen bald sehr wohl deren Bedienung erlernen könnten.

Wie bei solchen vom Verteidigungsministerium lancierten „Presseenthüllungen“ üblich, bleibt unklar, welches Ziel das Pentagon mit seiner Offenbarung des „Hawk- Problems“ hat. Die drohende Handhabung amerikanischer Raketentechnologie durch die Irakis, die vor allem einen Luftangriff auf Bagdad erschweren würde, könnte am Ende als weiteres Argument für eine frühzeitige Präventivattacke gegen Saddam Hussein dienen. ropa