Militär umstellt Klöster in Birma

■ Religiöser Ungehorsam buddhistischer Mönche mit weiteren Repressionen beantwortet

Rangoon/Berlin (adn/taz)— Das Militäregime unter Diktator Saw Maung in Myanmar (ehemals Birma) hat angewiesen, gegen buddhistische Mönche das Kriegsrecht anzuwenden. Rundfunkmeldungen zufolge ist diese Anweisung getroffen worden, nachdem das Ultimatum von Juntachef General Saw Maung zur Beendigung eines „religiösen Boykotts“ der Mönche abgelaufen war. Es wurden alle buddhistischen Gemeinschaften per Dekret verboten, die keine Gottesdienste für Armeeangehörige mehr abhalten wollen. Laut Augenzeugen wurden die Klöster in der zweitgrößten Stadt Mandalay von Militär umstellt.

Hier waren im September bei einer Demonstration durch Armeeangehörige zwei Mönche getötet worden. Seitdem fanden in einer Reihe von Tempeln und Klöstern keine religiösen Zeremonien mehr statt, Mönche weigerten sich, Almosen von Militärs entgegenzunehmen. In Birma sind 90 Prozent der Bevölkerung Buddhisten. In den vergangenen Wochen mehrten sich die Berichte über zunehmende oppositionelle Aktivitäten buddhistischer Organisationen.

Hintergrund der gegenwärtigen Spannungen in Myanmar ist die Weigerung der Militärregierung, die Ergebnisse der jüngsten Parlamentswahlen im Mai dieses Jahres anzuerkennen. Diese hatte die oppositionelle Nationale Liga für Demokratie (NDL) mit 80 Prozent der Stimmen überzeugend für sich entschieden. Die Militärs, die mit einem Putsch am 18. September 1988 die Macht übernommen hatten, wollen erst eine neue Verfassung in Kraft setzen, bevor sie die Macht in zivile Hände legen.

Bereits vor den Wahlen war die Vorsitzende der NDL, Aung San Suu Kyi, unter Hausarrest gestellt worden. Im September wurden sechs führende Mitglieder der NLD festgenommen. Menschenrechtsorganisationen und politische Beobachter berichten über fortdauernde Verhaftungen und Menschenrechtsverletzungen in Birma. Etwa hunderttausend Menschen befinden sich in Flüchtlingscamps an den Grenzen Birmas. Nach Berichten birmesischer Studenten werden die Camps regelmäßig von Regierungstruppen angegriffen.

Trotz offizieller Einstellung der Wirtschaftshilfe und Androhung von Wirtschaftsembargos durch die Industrienationen kann sich die Militärjunta halten, da sie die Devisen für ihre Waffenkäufe durch den in jüngster Zeit wachsenden und einträglichen Handel mit Edelsteinen, tropischen Hölzern und Ölkonzessionen beschaffen können. Im Grenzhandel mit China nimmt auch die Bedeutung des — inoffiziellen — Opiumhandels zu. Unterdessen nimmt der Druck aus dem Ausland zu. In der letzten Septemberwoche haben achtzehn Länder, die EG-Mitgliedsländer, die USA, Japan, Kanada, Australien , Neuseeland und Schweden, Erklärungen abgegeben, in denen sie die herrschende Junta auffordern, die Macht an die Nationale Liga für Demokratie abzutreten. Amerikanische Regierungsvertreter erwogen die Anrufung des Internationalen Gerichtshofes.