S-Bahn rollt ein Jahr früher nach Potsdam

■ Bauverwaltung: Zunächst Fahrten im 20-Minuten-Takt

Berlin. Jetzt soll die S-Bahn also doch schon früher nach Potsdam rollen. Die Senatsbauverwaltung überprüft ihre bisherigen Planungen, nach denen die S-Bahn erst im Herbst 1993 von Wannsee aus in die brandenburgische Hauptstadt fahren sollte. Untersucht wird, ob durch den zunächst eingleisigen Ausbau von Streckenabschnitten in Kohlhasenbrück und Babelsberg ein vorgezogener S-Bahn-Betrieb im Abstand von 20 Minuten möglich ist. In diesen Abschnitten könnte, so die Überlegungen, auf eine Verbreiterung des Bahndammes und einen Brückenbau für ein zweites Gleis verzichtet werden. Der Neubau von sechs Brücken sowie die Installation einer Zugsicherungs- und Bahnstromtechnik bleiben für die Verwaltung jedoch unabdingbar. Damit sei die Inbetriebnahme der S-Bahn nach Potsdam »nicht vor Herbst 1992 realisierbar«.

Die Interessengemeinschaft Eisenbahn und Nahverkehr (IGEB) bekräftigt dagegen ihren Standpunkt, daß die S-Bahn-Verbindung nach Potsdam schon in etwa einem Jahr wiederhergestellt sein könnte. Lediglich eine rund einen Kilometer lange Gleislücke zwischen dem Bahnhof Griebnitzsee und der Teltowkanalbrücke müsse geschlossen werden, erklärte Christfried Tschepe von der IGEB. Der Eisenbahnexperte: »Die Frage, ob man die Strecke nur instand setzt oder vorher aufwendig modernisiert, ist durch die Reichsbahn inzwischen beantwortet. Die Reichsbahn hat für die seit Januar zwischen Wannsee und Potsdam eingesetzten Züge mit Doppelstockwagen über die Brücken in Babelsberg ein zusätzliches Gleis gelegt.« Daher, so Tschepe weiter, »können diese Brücken gar nicht so marode sein und müßten ohnehin unter Betrieb saniert werden«.

Indes betragen die Abstände zwischen den Fern- und S-Bahn-Gleisen nur 4,75 Meter. Da aufgrund der Elektrifizierung der Fernbahn ein Abstand von 5,70 Metern gefordert sei, komme man an einer Verschiebung der Brücken nicht vorbei, konterte der zuständige Referatsleiter Nikolaus Kapp von der Bauverwaltung. thok