RTL plus gewinnt mit Nachtprogramm

■ Bis zu einer halben Million Zuschauer/ Bald auch eine werbeattraktive Zeit?

RTL plus erzielt mit seinem erst am 31. August gestarteten Nachtprogramm an den Wochenenden zum Teil deutliche Reichweitenerfolge. So sahen am vorletzten Samstag 460.000 Zuschauer noch nach 1.00 Uhr den Spielfilm Frauen, die durch die Hölle gehen. Auch der Todesengel, der von 2.36 bis 4.16 Uhr lief, erreichte immer noch 180.000 „Nachtschwärmer“, wie RTL plus die Zielgruppe beschreibt. Handgun — Der Waffennarr wurde bis 5.40 morgens von rund 110.000 Zuschauern gesehen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag besagten Wochenendes erzielt der Spielfilm Desideria bis 2.45 Uhr morgens einen deutlichen Quotenerfolg in Höhe von 610.000 Sehern. Killer frei Haus wurden noch bis 4.20 Uhr von 210.000 Menschen gewählt. Danach allerdings gab es in dieser Nacht einen Einbruch auf 20.000.

Die Nutzung des Nachtprogramms durch bis zu einer halben Million Zuschauer könnte die Zeit von 1.00 bis 6.00 morgens mittelfristig auch für Werbekunden attraktiv machen, zumal RTL plus in der Nachtzeit konkurrenzlos sendet. Schon bisher hat RTL plus in der Zeit bis 1.55 Uhr durchschnittlich acht Minuten Werbung akquirieren können.

Hans-Jürgen Weber, Marketing- Direktor der Werbetochter IPA plus, rechnet jetzt damit, daß „die Nacht durchgebucht“ wird. Erste „Testbuchungen“ habe es schon gegeben. In der Tarifzone zwischen 1.55 und 6.00 Uhr morgens kostet ein 30-Sekunden-Spot derzeit 3.000 DM; ab 1. Januar 1991 soll auf 4.500 DM erhöht werden. Zum Vergleich: In der Prime-time verlangt RTL plus für einen 30-Sekunden-Spot derzeit 34.000 DM (IV. Quartal).

So könnte das RTL-plus- Nachtprogramm — über den reinen Zuschauer-„Service“ hinaus — bald auch zu einer weiteren Verbesserung des Betriebsergebnisses beitragen. Geschäftsführer Erich Staake meldete eine „extrem erfreuliche Entwicklung“ der Werbeeinnahmen. Im auslaufenden Geschäftsjahr seien seine „Erwartungen deutlich übertroffen“ worden. Für 1990 werde RTL plus einen Reingewinn von „nicht unter 50 Millionen Mark“ ausweisen können. Zu diesem guten Ergebnis, so Staake weiter, habe aber auch die „Schwäche“ des Mitbewerbers Sat.1 beigetragen. Aufgrund der ungeklärten internen Situation bei Sat.1 seien Werbegelder „in Millionenhöhe“ von Mainz nach Köln abgeflossen.

Das 24-Stunden-Programm bei RTL plus ist derzeit noch auf Freitag- und Samstagnacht beschränkt. Geschäftsführer Erich Staake bekräftigte, daß eine Ausweitung auf die übrigen Tage der Woche nicht geplant sei. Dies mache „keinen Sinn“ und sei auch „zu teuer“. Die Lizenzpreise seien zuletzt wieder gestiegen, weil die Lizenzhändler privaten Veranstaltern aufgrund ihrer Reichweiten-Zugewinne längst keine niedrigeren Preiskondititonen mehr einräumten. Derzeit minimiert RTL plus die Kosten für die Schließung der Nachtlücke, indem weitgehend Filme wiederholt werden, die bei RTL plus schon einmal, teils am frühen Abend, gelaufen waren. Der Kölner Privatsender verweist aber auch auch auf einige „deutsche Bildschirm-Premieren“. Dazu habe Anfang September eine Reihe von Django-Filmen gehört.

Wie RTL plus-Sprecher Hansgert Eschweiler ergänzend sagte, sei das Nachtprogramm beim vermutlich „urbanen Publikum“ sehr gut angekommen. Die Zuschauerredaktion habe jeweils montags und dienstags gut 50 Anrufe verzeichnet, in denen sich vor allem Zuschauer aus Nordrhein-Westfalen und Hamburg beschwert hätten, daß sie das in den Programmzeitschriften ausgedruckte Rund-um-die-Uhr-Programm nachts nicht hätten sehen können. In Nordrhein-Westfalen und Hamburg wird RTL plus außer im Kabelnetz über Antennenfrequenzen verbreitet, die es allerdings zwischen 1.00 und 6.00 Uhr morgens an Tele 5 abtreten muß. epd