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KOMMENTARIrrer Ölpreis

■ Wird Hussein zum Totengräber der Ölspekulanten ?

Saddam Hussein ist den Öl-Spekulanten mit einer Fata Morgana in den Rücken gefallen: Er bot das Barrel für 21 Dollar an. Der Preis auf den Weltmärkten brach seitdem um annährend 30 Prozent ein. Die postwendende Talfahrt zeigt, wie pathologisch das Spiel mit dem Lebenselexier der westlichen Welt mittlerweile betrieben wird. Obgleich die Manager der großen Agenturen soweit noch bei klarem Verstand sind, nicht anzunehmen, daß auch nur ein Tropfen aus Irak und Kuwait durch das Embargo schlüpft, interpretieren sie die Offerte panisch als Entspannungssignal, das dem suggerierten Lieferengpass den Schrecken nimmt.

„Der Irre“ oder der „neue Hitler aus Bagdad“, scheint über Nacht vom Komplizen zum Totengräber der Öl-Spekulanten geworden zu sein. Seine Scheinofferte öffnet Gerüchten Tür und Tor und schafft allgemeine Friedenszuversicht: Saudi-Arabien verbreitet über Presseagenturen die Bereitschaft des kuwaitischen Monarchen-Clans, Teile des okkupierten Golfstaates an den Irak abzutreten. Saddam spielt den Ball zurück und läßt alte und kranke Geißeln frei. Frankreich bietet er gar den gesamten Gefangenenbestand zum Nulltarif an, weil die Franzosen eben doch „ein befreundetes Volk“ seien.

Wie dünn das Eis ist, auf dem der Preis des schwarzen Goldes gedrückt wird, beleuchten die Skeptiker, die aus Saddams Angebot allenfalls einen Verzweiflungsakt angesichts des nahen Endes seiner Volkswirtschaft ablesen. „Wenn das Embargo nicht gelockert wird“, so ist sich ein Aktienhändler von der Deutschen Bank sicher, „läßt der Verrückte die Waffen sprechen“. Kurt Goettgens von der Bethmann Bank untermauert mit der nachlassenden Geduld von Präsident Bush, der „Anfang November, wenn es nicht mehr so heiß ist“ und wenn vor allem die Kongreßwahlen in den USA vorbei sind, „die Panzer rollen“ lassen werde. John Diamantis aus dem New Yorker Brokerhaus Pershing hält eine friedliche Lösung ebenfalls nicht für wahrscheinlich und ruft nachgerade zum „Attentat auf Saddam Hussein“ auf, weil das „für alle Beteiligten die billigste Lösung“ sei. Der Mann, der wie kein anderer die blanken Nerven und die gnadenlose innere Logik der Öl- und Finanzmärkte preisgibt, ist sich dennoch „nicht sicher“, ob ein derartiger Terroranschlag zur „Normalität zurückführen“ würde. Die oxidentalen Manager wissen zu genau, daß der Golfregion, ganz gleich mit welchen Mitteln der Konflikt vordergründig bereinigt wird, nichts an orientalischer Explosivität verloren geht. Hoffnungen genug für die Öl-Spekulanten, nach mageren Tagen auch mal wieder auf historische Höchststände peitschen zu dürfen. Broka Hermann

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