Kannte Wallmann doch die Bordell-Brüder?

Frankfurt/Main (taz/ap) — Der hessische Ministerpräsident Walter Wallmann (CDU) sitzt in der Klemme: Ausgerechnet der polizeiliche Unterweltspitzel und Fahrer der Bordell- und Spielhöllenbesitzer Hersch und Haim Beker hat Wallmann jetzt schwer belastet. Der V-Mann gab bei einer polizeilichen Vernehmung zu Protokoll, daß er selbst die Bekers zur Villa Wallmanns im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen gefahren habe. Wallmann hatte dagegen immer behauptet, die beiden „Bordellbrüder“, denen die Staatsanwaltschaft die Bildung einer kriminellen Vereinigung, die Inszenierung illegaler Glücksspiele im Bahnhofsviertel und Steuerhinterziehungen im großen Stil vorwirft, nicht persönlich zu kennen.

Inzwischen ging nicht nur Wallmanns Justizminister Karl-Heinz Koch (CDU) auf Distanz zu seinem Regierungschef. Während Koch es im Rechtsausschuß des Landtages ablehnte, Wallmanns Version zu stützen, hat Innenminister Gottfried Milde (CDU) eine Überprüfung der Aussagen des Fahrers und V-Mannes angeordnet. Vom Polizeipräsidium wurde inzwischen bestätigt, daß zumindest eine Akte mit den Aussagen des V-Mannes existiere. Die SPD-Landtagsfraktion hat für heute eine aktuelle Stunde zum Thema beantragt. Seit langem mutmaßen SPD und Grüne im Landtag und im Frankfurter Römer, daß Wallmann als Oberbürgermeister mit den Bekers zusammengearbeitet habe, um seine damaligen Pläne zur Säuberung des Rotlichtviertels und zur Durchsetzung der neuen Sperrgebietsverordnung realisieren zu können. Ohne die Bekers sei nämlich im Bahnhofsviertel „nichts gegangen“. Unterdessen beugt sich der rot-grüne Frankfurter Magistrat der CDU-Landesregierung und dem Regierungspräsidium Darmstadt: Entgegen ihrem erklärten Willen hat die Stadt laut Rechtsdezernent Andreas von Schoeler damit begonnen, den Bordellbetreibern im Bahnhofsviertel mitzuteilen, daß die Puffs geschlossen werden müssen. Auf dem Vollzug der Sperrgebietsverordnung bestehen die dem Magistrat übergeordneten Behörden. kpk