Freiheit & Form

■ „Improvisationen 6“, der Trompeter Heinz Becker als Gast der MIB

Die sechste Folge der „Improvisationen“-Reihe der MusikerInnen Initiative Bremen (MIB) bot eine der seltenen Gelegenheiten, die Bremen Improvisation Group, kurz BIG, zu hören. BIG, das sind: Brigitte Schulte-Hofkrüger (ss, as, bs), Hans Peter Graf (ss, ts), Reinhard Schiemann (dr), Reinhard Hammerschmidt (b), Hainer Wörmann (g), Trugot Thelitz (tb) und Uli Sobotta (Euphonium). Am Dienstagabend hatten sie sich den Trompeter Heinz Becker als Gast geladen, der der Freundin des freien Jazz kein Unbekannter ist. Der jetzt in Wuppertal lebende Musiker ist vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Ernst-Ludwig Petrowsky und Klaus Koch sowie seine Mitarbeit in der Ulrich Gumpert Workshop Band bekannt geworden.

Die BIG hat ihr bisheriges Improvisationskonzept, bei dem nur ein recht loser Rahmen abgesprochen wurde, in dem die einzelnen MusikerInnen sich improvisierend bewegten, inzwischen etwas gestrafft.

Am Dienstagabend gab es nur vereinzelte Tutti-Improvisationen, vorherrschend war die Improvisation in der Duo-Formation oder im Solo, wobei die Rhythmusgruppe, mal von Wörmann an der Gitarre, mal von Sobotta am Euphonium unterstützt, die Basis lieferte. Das Ensemble schuf dann, meist mit der Durchsetzung des Themas, die Übergänge. Diese festere Einbindung der improvisatorischen Teile bekam der Musik ausgezeichnet. Die Struktur der Stücke wird transparenter, die Spannung dichter.

Zudem waren die Themen in den einzelnen Kompositionen erfreulich unakademisch, spielten mit den Hörgewohnheiten auch von nicht eingefleischten JazzfreundInnen. Beispielsweise in der Sobotta-Komposition „Feuerschuh und Windsandale“, in der sich nach einem kurzen Tutti Alt-und Tenorsax einen Call and Response-Dialog über rockigen Rhythmen lieferten, der von einem verschleppten „volkstümlichen Marsch“ des Ensembles abgelöst wurde. Aus diesem erhob sich ein Duett von Trompete und Euphonium, in das das Ensemble anheizend einfiel, um dann einen Übergang für den Dialog von Sopransax und Posaune zu schaffen. Aus der beschriebenen Vorgehensweise ergibt sich schon, daß die solistischen Einzelleistungen sich dem Ensemblesound einordneten. Auffallend war, wie nahtlos sich Becker, der auf Trompete wie Flügelhorn einen eher verhaltenen, verhauchten Ton bevorzugt, in den Sound der BremerInnen einfügte. Diese standen in ihren Beiträgen dem bekannten Gast keineswegs nach. BIG und Becker boten mitreißenden, zeitgenössischen, freien Jazz auf hohem Niveau, der den wieder mal nur wenigen Anwesenden einen ausgesprochen kurzweiligen Abend bescherte und den Wunsch hinterließ, die BIG öfters zu hören zu bekommen. Arnaud