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Gegen die „große Leere“

■ „Die unendliche Geschichte“, Teil II

In der Filmbranche ist Erfolg längst zum Synonym für Fortsetzung geworden. Folglich ist stets zu erwarten, daß hinreichend beliebte Filme, die nicht mit dem Tod aller handelnden Personen enden, Anlaß für eine mehr oder minder variierte Wiederholung sind. Dieses Schicksal hat nun auch Die unendliche Geschichte ereilt, die einst mit dem Bonus von Michael Endes Bestseller in die Kinos kam. Obwohl schon damals der Horizont des Werks schlichtweg ignoriert wurde, hat man die Botschaft des Buches noch einmal dem Zelluloid überantwortet.

Soweit erkennbar, geht es im TeilII um das Verhältnis von Realität und Phantasie. Bastian Bux, der wieder einmal den von Vernichtung bedrohten Phantasien zu Hilfe eilt, findet sich in der Gewalt einer zynischen Ordnungsfanatikerin wieder, die ihn zu vermehrter Wünscherei anregt, da ihm bei jedem Wunsch ein Stück Erinnerung abhanden kommt, was ihn letztlich ungefährlich blöd machen soll. Aber zuletzt kommt es doch noch zur Kartharsis Buxens, und die verworfene Schönheit wird kaputtgewünscht. Abgesehen davon, daß der Sieg des Guten in unserer Zeit auch schon etwas Verdächtiges ist und sich den Märchenkräften auch einmal ein zwanglos erzieltes Einvernehmen empfehlen ließe, gelingt auch diesmal kaum etwas anderes als Special Effect. Vielleicht liegt es daran, daß sich die Realität nicht besonders von der Phantasiewelt abhebt.

Die Kommunikation wirkt gestellt wie vorgelesen, und die Fährnisse, denen der schmucke Held ausgesetzt ist, verlieren zuweilen ihren Zusammenhang. Figuren werden mit großem Aufsehen in die Handlung eingeführt, die dann spurlos verschwinden und vermutlich erst wieder in TeilIII auftauchen.

Die Stärken des Films muß man folglich woanders suchen. Die unendliche Geschichte, Teil II gilt als logistisches Meisterstück und ist mit dem Taschengeld von 53 Millionen Mark in sechzehn Wochen durch die Produktion gedrückt worden. Produzent Dieter Geissler rühmte überdies die internationale Produktion auf deutschem Boden, in der er ein wohltuendes Pendant zur amerikanischen Übermacht sehen möchte. Überhaupt sieht Geissler Deutschland als Heimat des Special-Effect- Films einer neuen Pleite entgegenstreben. Zudem, da der deutsche Markt über Nacht ja etwas an Umfang zugenommem hat, verheißt die Konkursmasse der DEFA neue Möglichkeiten. Die Studios sind unter uns. Geissler plant in Babelsberg das modernste Special-Effect-Studio Europas zu bauen und damit den teuren Studios in England den Kampf anzusagen. Daß Babelsberg billiger produzieren könnte, ist nicht übermäßig unwahrscheinlich, wenn sich die bisherigen Angestellten erst einmal in richtig doppelt freie Mitarbeiter verwandelt haben. Mit solchen Produktionsfaktoren ließe sich dann sicher auch noch ein dritter Teil von Die unendliche Geschichte drehen, und dies bewahrte dann die Babelsberger Studios vor der „großen Leere“, die im TeilII das Land der Phantasien heimsucht. Stefan Schwarz

George Miller: Die unendliche Geschichte, Teil II, nicht nach Michael Ende. Drehbuch: Karin Howard, mit Jonathan Brandis u.a.; USA 1990

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