UNTERM STRICH

Parallel zur Berlinale wird vom 15. bis 26. Februar nächsten Jahres auch wieder das Berliner VideoFest stattfinden, das sich als Forum unabhängiger Videoarbeiten (Kunst, Experimente, Dokumentationen, Fiktion, Installationen), als Ort des Dialogs zwischen Film und Video und als Markt für Verleiher und Produzenten versteht. Vor allem ist es aber ein gut besuchtes Videofest, was den Berliner Kultursenat jetzt bewogen hat, seine Basisfinanzierung zu übernehmen. Nächstes Jahr sind unter anderem die Altmeister Alexander Kluge und Nam June Paik zu Veranstaltungen eingeladen. Neben dem gewohnten Überblick über wichtige Produktionen der letzten beiden Jahre plant das VideoFest erstmals auch ein Sonderprogramm zum Thema „Lachen“, unabhängig vom Produktionsjahr. Der Einsendeschluß für alle Bänder ist der 30.November 1990, für Installationen und Performanceprojekte der 31. Oktober. Adresse: MedienOperative Berlin, VideoFest, Potsdamer Straße 96, 1000 Berlin 30, Telefon: 030/2628714.

Federico Fellini war am Dienstag in Tokio der prominenteste Empfänger des japanischen Kunstpreises „Prämium Imperiale“. Die in fünf Kategorien verliehene mit je 100.000 Dollar ausgestattete Auszeichnung gehört zu den höchstdotierten der Welt. Fellini wurde als Repräsentant der Sparte Theater/Film geehrt. Dem in der vergangenen Woche gestorbenen Amerikaner Leonard Bernstein war der Preis bereits vor einigen Wochen in der Musikkategorie zuerkannt worden, er hat ihn an eine Organisation für junge Musiker weitergegeben. Ebenso wie Fellini nahmen der spanische Maler Antoni Tapies, der italienische Bildhauer Arnaldo Pomodoro und der britische Architekt James Stirling ihre Auszeichnungen persönlich entgegen. Der Preis steht unter der Schirmherrschaft von Prinz Hitachi, einem jüngeren Bruder von Kaiser Akihito.

Ein Symposion und eine Retrospektive zur Geschichte und Gegenwart des slowakischen Films findet vom 5. bis 9. November in der (Ex- West-)Berliner Akademie der Künste statt. In einem umfangreichen Programm von Dokumentar- und Spielfilmen, Vorträgen und Debatten mit deutschen, slowakischen, russischen und tschechischen Regisseuren und Kritikern wird nach dem Trauma des Jahres 1968 gefragt, das für den slowakischen Film das Ende der „Neuen Welle“ bedeutete. Erfahrungen mit der Arbeit in der Emigration sowie die Chancen und Möglichkeiten einer kleinen nationalen Filmkultur im künftigen multikulturellen Europa sind Gegenstand zweier Rundtischgespräche. Außerdem wird der slowakische ethnologische Film vorgestellt, der seine eigene spezifische Identität entwickelt hat. Während der Retrospektive von insgesamt 24 Filmen werden unter anderen „Die Sonne im Netz“ und „Orgel“ von Stefan Uher, „Christusjahre“ und „Ich sitze auf einem Ast, und es geht mir gut“ von Juraj Jakubisko, „322“ und „Ich liebe, du liebst“ von Dusan Hanak Jakub und „Die Sanfte“ von Stanislav Barabas aufgeführt. Die Veranstaltung, für die der Europarat die Schirmherrschaft übernommen hat, wird vom Filminstitut der Hochschule der Künste und der Akademie gemeinsam mit Partnern aus Bratislava organisiert.

Im Pariser Centre Pompidou läuft noch bis zum 3.Dezember eine große Ingmar-Bergman- Retrospektive. Aus diesem Anlaß ist im Oktoberheft der 'Cahiers du Cinéma‘ ein Gespräch mit Bergman über sein Werk erschienen, das demnächst auch, in erheblich erweiterter Form, als Buch herauskommen wird. („Conversation avec Bergman“, Editions Cahiers du Cinéma). Außerdem im Oktoberheft der 'Cahiers‘: ein großes Interview mit Scorsese und und ein Drehbericht vom neuen Jacques Rivette-Film, in dem endlich auch mal wieder Michel Piccoli die Kinoleinwand beehrt.

Steven Spielberg dreht eine moderne Version des Peter-Pan-Stoffes, in dem die Figur des Captain Hook im Mittelpunkt stehen wird. Hook wird von Dustin Hoffman gespielt. Außerdem ist in Spielbergs Firma eine weitere Pan-Verfilmung geplant, in der Robin Williams einen erwachsen gewordenen Peter Pan spielt. Regie wird hier Joe Dante („Gremlins“) führen.

Roman Polanski dreht einen neuen Film mit Emmanuelle Seigner („Frantic“). Das Drehbuch hat er mit Gérard Brach geschrieben. Der Titel des Films, der von Alain Sarde und dem Pariser Fernsehsender Canal Plus produziert wird, ist noch unbekannt.

Pavel Lungin, der Regisseur von „Taxi Blues“, der in Cannes so großes Aufsehen erregt hat und in Deutschland hoffentlich bald startet, bereitet einen Film über die russisch-nationalistische und antisemitische Bewegung „Pamjat“ vor. Der Film wird wiederum von dem unabhängigen französischen Produzenten Marin Karmitz produziert.

Das im Juli mit 450.000 in Italien gestartete Buch „Insciallah“ der italienischen Starjournalistin Oriana Fallaci soll verfilmt werden. Ihr Landsmann Franco Cristaldi, Regisseur und Produzent, hat die Filmrechte für Kino und Fernsehen erworben. „Ich bin sicher, daß das Buch und der Film ein Ereignis von weltweiter Resonanz sein werden“, sagte Cristaldi, der auch Koproduzent der Eco-Verfilmung „Der Name der Rose“ war. Fallacis Roman handelt vom Bürgerkrieg im Libanon.

Vom 7. bis 11. November findet das 4. Filmfest Braunschweig statt. Es gibt mindestens zwei deutsche Premieren, Marion Hänsels „Il Maestro“ und Robert M. Youngs „Triumph of the Spirit“. Außerdem werden Filme von Per Ahlin, Paul Carpita, Damian Harris, Whit Stillman und anderen gezeigt. Als neue deutsche Filme werden Arbeiten von Jan Schütte und Lars Becker aufgeführt. Mehrere Stummfilme werden mit Live-Musik gezeigt, zu diesem Zweck reist unter anderm Oskar Sala an, der Erfinder des Mixtur-Trautoniums und Komponist von Hitchcocks „Vögeln“. Höhepunkt ist die Peter-Brook-Werkschau.

Brook reist selbst an und wird auf den parallell stattfindenen Braunschweiger Theaterformen 90 seine aufsehenerregende Pariser Sturm-Inszenierung vorstellen. Auch Peter Stein, das Marjanishvily State Academic Theatre aus Tiflis und das Cameri Theatre of Tel Aviv kommen mit Shakespeare-Inszenierungen nach Braunschweig. Im Rahmenprogramm ist ein Gespräch zwischen Peter Brook und Peter Stein vorgesehen, und Will Quadflieg liest Shakespeare-Sonette.