Schwule in der Bundesliga?

■ Libero Paul Steiner: Die können nicht kicken/ Nationalspieler Uwe Bein: „Alles ist möglich“

Berlin (taz) — Können Schwule gegen einen Ball treten? Der Kölner Bundesligaprofi Paul Steiner sagt nein. Ihm sei kein schwuler Bundesligaprofi bekannt, und „ich kann mir nicht vorstellen, daß die Fußball spielen können“. Gefragt worden ist der nicht gerade als Intelligenzbestie hervorgetretene Ausputzer des 1. FC von der Boulevardzeitung 'Express‘, die über den englischen Fußballstar Justin Fashanu berichtete. Fashanu hatte sich offen als Schwuler bekannt und gleich noch hinzugefügt, daß er „kein Einzelfall“ sei. Es „wimmelt“ nur so von Schwulen, faßte der 'Express‘ die Lage in der britischen Division zusammen. Und in der Bundesliga? Nationalspieler Uwe Bein beschied, er halte „alles für möglich“. Auch Düsseldorfs Torsteher Jörg Schmadtke nahm Stellung: „Die Feindseligkeiten gegen Farbige sind schon schlimm. Wenn einer zugibt, daß er schwul ist, bekommt er noch mehr Probleme.“

Vor allem die Äußerung von Paul Steiner brachte den Schwulenreferenten der Grünen, Volker Beck, auf Trab. Er geißelte Steiners Einschätzung nicht nur als „unbedacht und dumm“, sondern forderte den Profikicker in einem Brief sofort zum Benefiz-Match gegen eine Schwulenelf heraus. „Bevor wir den nicht zweimal ausgetrickst haben, glaubt der tatsächlich, daß Schwule nicht Fußball spielen können“, sagte Beck der taz. Und Paul Steiner ließ es schon mal wissen: „In der Manndeckung sind wir unschlagbar.“ Der Kölner Libero korrigierte sich daraufhin um eine Nuance: „Fußball spielen können Schwule vielleicht, aber ich glaube nicht, daß sie hart genug sind, um im Profigeschäft zu bestehen.“ Der Düsseldorfer Halbrechts Michael Schütz bereicherte die Debatte um einen neuen Aspekt: „Man würde gegen so einen nicht so rangehen, weil eine gewisse Furcht vor Aids dawäre.“

Die taz fragte gestern beim 1. FC Köln nach, ob das Benefiz-Spiel zur Klärung schwuler Fußballkompetenz nun zustande kommt. FC-Sprecher Rathke will das nicht ausschließen, verlangt aber, daß die Bitte „in seriöser Form“ an ihn herangetragen wird.

Das vorläufig letzte Wort soll Stefan Lottermann gehören, Präsidiumsmitglied der Vereinigung deutscher Vertragsspieler. Sicherlich gebe es auch Schwule im Profifußball, aber „wie hoch die Durchsetzung“ sei, könne er schwer abschätzen. Aber eigentlich sei ja Fußball „eher ein typischer Männersport“. Auf jeden Fall: „Ob schwul oder nicht, Hauptsache die Leistung stimmt“, meint der VdV-Präsident und entdeckt noch eine Besonderheit: Beim Fußball könnten sich schwule Spieler „zumindest sattsehen, bei so vielen nackten Männern unter der Dusche“. Manfred Kriener