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: Furzende Ungeheuer, lächerliche Liebhaber

■ Filipschak in Lilienthal / Heiliger im Haus Lesmona / NOORDKUNST / Callot im Kupferstichkabinett

Zuletzt als „Hauskünstler“ der Klöckner- Hütte in Erscheinung getreten, wo er aus industriellem Schrott vom Hüttengelände Stahlobjekte zusammenschweißte, stellt Hans Georg Filipschak jetzt in seinem neuen Wohnort Lilienthal aus. Stählerne und hölzerne Skulpturen, Stelen, Objekte sind in einer Ausstellung im Rathaus versammelt. Die Arbeiten des Bildhauers lassen weitgehend ihre Herkunft als Fundstücke noch erkennen; die Bearbeitung der Materialien geschieht professionell, HGF ist gelernter Bildhauerund beherrscht die Restauration historischer Kunstschätze ebenso wie den Bau moderner Kirchenplastiken. Seit '88 arbeitet er, nachdem er vorübergehend für eine Fliesenfirma designed hat, als freischaffender Künstler. (bis zum 16.11)

In der Ausstellungsserie „Skulpturen im Park“ in Birgit Wallers Galerie Haus Lesmona werden ab Samstag Arbeiten des großen alten Bernhard Heiliger (Jg. '15) gezeigt. Neben der Großplastik „TITAN“ sind Reliefobjekte, Collagen und collagierte Zeichnungen zu sehen. Die Großskulpturen des Berliners wurden seit den 50ern stark beachtet und heftig gefeiert; Heiliger wurde '56 in die Akademie der Künste aufgenommen, beteiligte sich an Documenta I-III und hatte einige große Retrospektiven. (St.Magnus, Am Kapellenberg 5, Eröffnung am Samstag, 16 Uhr, durch Kunsthallenchef Siegfried Salzmann; bis zum 24.11.)

Auf der NOORDKUNST-Ausstellung in Zuidlaren bei Groningen ist die Kommunale Galerie mit eigentümlichen Textilobjekten von Yasmin Boeck vertreten. Es handelt sich um gefaltetes Leinen, in Kästchen gerahmt: „dreidimensionale, ästhetisch erlebbare Kleidungsstücke“ (Boeck). (31.10. — 4.11., geöff. Mi.-So.)

Auf eine Ansammlung von Kleinodien gilt es noch hinzuweisen: Das Kupferstichkabinett in der Kunsthalle zeigt bis zum Februar Radierungen des Meisters Jacques Callot (1592-1635). Callot gilt als der, der der Radierung zum Rang einer eigenen Kunstgattung verhalf. Seine Technik ermöglichte es ihm, mit der Radiernadel zu „zeichnen“, als arbeite er mit einer Feder. Er illustrierte das Leben an den Höfen von Florenz und Nancy, machte Auftragsarbeiten für die Medici sowie Heiligen-und Andachtsbilder, skizzierte aber auch skurrile Figuren des Alltags, Zwerge, Bettler, lächerliche Liebhaber und Gecken. Seine teils winzigen, teils voluminösen Arbeiten sind voller Trubel und Treiben und lassen auch die Grausamkeiten kriegerischen Gemetzels nicht aus. Neben Seeschlachten fallen hier besonders die „Miseres de la Guerre“ auf. In allen Fällen begeistert der absolut präzise Strich des Meisters, die feine Nuance, mit der all die furzenden, feuerspeienden Ungeheuer, die löckenden Weibsleut' und teuflischen Dämonen dargestellt werden, wenn es z.B. um die „Versuchung des Hl. Antonius“ geht.

Die Kunsthalle verdankt das fast vollständige OEuvre Callots (900 Blatt) dem Kaufmann und Sammler H.H.Meier. Bus