Obdach nur für „geeignete“ Junkies

■ Sozial-Deputation tagte / Haus für Drogenabhängige in der Kurfürstenallee / Ja zu den Bunkern für Asylsuchende

Beschlüsse faßte gestern die Sozial-Deputation zu den Themen

Wohnraum für Drogenabhängige in der Kurfürstenstraße,

Bunker für Asylsuchende.

1. Die Sozialbehörde soll schnell zuschlagen und das Haus Nr. 39a in der Kurfürstenallee kaufen, entschieden die Deputierten gestern. Zwölf Drogenabhängige sollen dort unterkommen können — aber nur, wenn sie „geeignet“ erscheinen. Das Wort „integrationsfähig“ wurde aus der Beschlußvorlage gestrichen.

„Das soll dort kein Obdachlosen-Asyl werden“, erklärte auf Nachfrage SPD-Senatsdirektor Christoph Hoppensack, „wenn wir unter den Nachfragenden Drogenabhängige finden, die wir mit den 1,5 Stellen betreuen können, dann sollen die Vorrang haben. Für solche Obdachlose, die man in solchen Wohnstraßen nicht unterbringen und betreuen kann, muß man dann eben ein Not-Asyl im Gewerbegebiet ins Auge fassen.“

Wenn keine „geeigneten“ Junkies zu finden sind, soll das Haus für Asylbewerber, Aus- oder ÜbersiedlerInnen genutzt werden. Hopensack: „Die Drogenabhängigen haben das Haus allerdings besonders nötig, weil die nun wirklich niemand will.“ Wann das Haus in Strohm oder gar vielgepriesene Übernachtungsschiff „Outlaw“ mit 15 Plätzen einsetzbar sind und ob überhaupt noch in diesem Winter, ist noch offen. Bei 80 bis 100 obdachlosen Junkies in Bremen gibt es derzeit nur die Roonstraße mit 19, demnächst 10 Abhängigen und die Kattenturmer Heerstraße für 11 Substituierte.

2. Die erwartete große Zahl von Asylsuchenden blieb gestern in Bremen aus. Nicht 250 oder 300 Menschen suchten bei der Wohnungshilfe Essen und Betten, sondern nur vereinzelte, die den bereitstehenden Bunkern in der Friedrich-Karl-und der Scharnhorststraße zugewiesen wurden. Nur drei von ihnen kamen dann auch in der Friedrich-Karl-Straße an; einige waren von den Bunkern zurückgekommen und hatten eine andere Unterbringung als den Bunker gefordert. „Viele laufen noch durch Bremen“, vermutete gestern Joachim Adel, als Abteilungsleiter bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zuständig für die Bunker.

Eigentlich, so Adel, sei auch die Awo gegen Bunker (vgl. Interview S. 21), kriegt es aber hin, zugleich dagegen und als einziger Wohlfahrtsverband dabei zu sein. Auch Pastor Schulken vom Diakonischen Werk, derzeit Vorsitzender der Bremer „Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände“, findet die Bunkerlösung „bedrückend“ und wünscht sich „mehr Druck“ der Wohlfahrtsverbände. In der Arbeitsgemeinschaft sei es aber nicht einmal zu einer „Meinungsbildung zu diesem Thema gekommen“.

Als einzige Lösung bis zum Jahresende akzeptierten gestern die Sozialdeputierten, außer dem Grünen Horst Frehe, gestern denn auch die Bunker. Frehe, der „grundsätzlich jede Unterbringung von Menschen in Bunkern, Turn- oder Lagerhallen“ ablehnt, hatte verschiedene Not- und Sofortmaßnahmen vorgeschlagen. So sollten die Bremer Schullandheime bis zum März für Asylsuchende genutzt und anschließend zehn Schnellbauhäuser auf den neu ausgewiesenen Bauland-Flächen errichtet werden. Die Bereitschaftspolizisten, die ja in Bremen wohnen, sollten ihre Kaserne räumen. Und: Das Land Bremen solle per Gesetzesänderung Beschlagnahmen vereinfachen. Diesen Antrag lehnte die Deputation jedoch ab.

„Wir sind hinter den Kasernen her, bei der Bundeswehr und der Polizei“, versicherte Soziales- Senatsdirektor Hoppensack der taz, „wir versuchen auch, Schiffe zu bekommen, so gut wie Kasernen sind die allemal. Dann geht natürlich wieder der Ärger mit dem Liegeplatz los. Zur Not muß man den Industriehafen ins Auge fassen.“ Susanne Paas