Boom im Bananenbusineß

■ Nach Bremerhaven soll Rostock den zweiten deutschen Entladeterminal bekommen

Bremen (taz) — Ganze 30 bis 40 Tonnen Bananen gelangten bis zum Mauersturz im November 1989 jährlich in die DDR. Rein rechnerisch müßten es nun 250.000 Tonnen sein, wenn die BewohnerInnen der östlichen Bundesländer sich auch in ihrem Bananenkonsum ein Vorbild am Westen nehmen werden: Denn dort ist der Verbrauch von Bananen mit 14 Kilogramm pro Jahr und Nase zur Zeit so hoch wie noch nie zuvor.

„Es boomt schon seit einiger Zeit“, freut sich Uwe Mehrtens, der Geschäftsführer des größen bundesdeutschen Südfruchtimporteurs Scipio. Die Rekordmenge von 871.000 Tonnen Bananen im vergangenen Jahr wird 1990 sicher noch einmal weit übertroffen.

Gut drei Viertel dieser Menge rutschen in Bremerhaven über eine vollautomatische Entladeeinrichtung aus den dicken Bäuchen der Überseefrachter direkt ins Kühlhaus. In weniger als zwei Arbeitstagen sind die mehrere tausend Tonnen fassenden Schiffe gelöscht und gehen auf die Rückreise. Und die führt nach wie vor fast immer nach Zentralamerika.

Mit 267.000 Tonnen liegt Panama nach wie vor an erster Stelle der Bananen-Republiken, die die bundesdeutschen Konsumenten beliefern. Nach Costa Rica und Ecuador folgt Kolumbien mit immerhin noch 131.000 Tonnen jährlich auf Platz vier. Der EG-eigene Bananenanbau auf den kanarischen Inseln trägt lediglich mit 250 Tonnen zum gewaltigen Konsum bei.

In der BRD dürfen — auch im Unterschied zu anderen europäischen Ländern — Bananen frei importiert werden. Auch deshalb sind sie fast das ganze Jahr über mit Preisen um 2,50 D-Mark das Kilo billiger als jedes einheimische Obst, sogar billiger als Äpfel zur Erntezeit. Vom Endverkaufspreis bleiben rund zwei Drittel in der Bundesrepublik, bei den PlantagenarbeiterInnen in den Anbauländern landen nur fünf Prozent.

Auch in Zukunft rechnen die Importeure mit wachsendem Bananenkonsum. Scipio plant derzeit eine neue Umschlagsanlage für Ostdeutschland und —europa im Rostocker Hafen. „Zusammen mit dem Roll-on-roll- off-Verkehr von Warnemünde nach Skandinavien sollte sich das lohnen“, hat sich Scipio-Geschäftsführer Mehrtens ausgerechnet. Dirk Asendorpf