Von Bonn nach Potsdam

Antje Vollmer sucht einen neuen Wirkungskreis  ■ Aus Bonn Gerd Nowakowski

Die Fraktionssprecherin der grünen Bundestagsfraktion hatte es eilig. Zurückgekehrt von einer Indien-Reise des parlamentarischen Innenausschusses, galt ihr erster Anruf unmittelbar nach der Landung der Frage nach dem Brandenburger Wahlergebnis. Nicht ohne Grund. Die Abgeordnete, die im nächsten Bundestag nicht vertreten sein wird, schweigt sich zwar — sibyllinisch lächelnd — über ihre Zukunftspläne aus, doch deutet manches auf einen künftigen Wirkungsort im neuen Bundesland Brandenburg hin.

Seinen krönenden Abschluß fände damit, was vor Wochen für erhebliche Verärgerung im Bundesvorstand der West-Grünen sorgte: Von Antje Vollmer maßgeblich betrieben, hatte die Bundestagsfraktion beschlossen, im Landtagswahlkampf ein eigenes Büro in der künftigen Landeshauptstadt Potsdam einzurichten. Der Wahlkampf — mit Antje Vollmers persönlichem Einsatz vor Ort — wurde allerdings nicht für die Grünen, sondern für das Bündnis 90 gemacht. Beide Gruppierungen hatten sich hier nicht auf eine Listenvebindung einigen können. Ergebnis: Das Bündnis ist im Landtag vertreten, die DDR-Grünen nicht.

Derzeit gehört Antje Vollmer, im Bundestag mit ihren nachdenklichen Reden eine der profiliertesten Persönlichkeiten der Grünen, zur Verhandlungskommision des Bündnis 90 für die grundsätzlich beschlossene Koalition mit SPD und FDP. Der designierte Ministerpräsident Stolpe (SPD) diente ihr für einen solchen Fall bereits während des Wahlkampfs in vertraulicher Runde das Landwirtschaftsministerium in einem vom ihm geführten Kabinett an.

Dieser Posten wird es bei einer Ampelkoalition allerdings wohl nicht werden. Außerdem gibt es mit Marianne Birthler von der Initiative Frieden und Menschenrechte namhafte Konkurrenz. Birthler hat in Bonn eine mögliche Lösung bereits angedeutet: „Auch auf der zweiten Ebene braucht es fähige Leute“ und verwies auf den Bedarf an StaatssekretärInnen.