Hessens Minister Milde bricht der Boden weg

Frankfurt/Main (dpa/ap/taz) — Im Streit um die Weitergabe von Informationen aus einem abgehörten Telefongespräch bei einer Landtagssitzung will die Staatsanwaltschaft Wiesbaden ein Ermittlungsverfahren gegen Hessens Innenminister Gottfried Milde einleiten. Ein Sprecher der Behörde sagte gestern, er werde in den nächsten Tagen in einem Bericht an den Landtagspräsidenten bitten, über eine Aufhebung der Immunität Mildes zu entscheiden. Gegen Milde liegt eine Strafanzeige des 'Stern‘ vor. Der Rechtsanwalt des Bordellkönigs Beker, Götz, bestätigte gestern die Angaben des 'Stern‘-Journalisten Thomas Kettner zu den Hintergünden des im Auftrag der Staatsanwaltschaft vom Bundeskriminalamt abgehörten Telefonatgesprächs zwischen Götz und Kettner. Im Gegensatz zu den Darstellungen des hessischen Innenministers Gottfried Milde erklärte Rechtsanwalt Götz, daß er im Auftrag seines Mandanten Beker an Kettner herangetreten sei, um den 'Stern‘-Redakteur ein „Exklusivinterview“ mit dem unter Anklage stehenden Baker anzubieten — für 150.000 DM cash. Wegen der Verlesung aus einem Abhörprotokoll hat der Datenschutzbeauftragte Simitis erklärt, daß es für die Weiterleitung dieser Unterlagen an Milde „keine Rechtsgrundlage“ gebe. Die Landtagsfraktion der FDP ist inzwischen auf Distanz zu Milde gegangen. Fraktionschef Wilke forderte eine „umfassende Aufklärung“ der Vorgänge und erinnerte an den „Fall Maihofer“. Der FDP-Bundesminister mußte in 80er Jahren wegen der Abhöraffaire seinen Hut nehmen. kpk