Der Mann, der mit dem Staatsfunk aufräumt

Rudolf Mühlfenzel, früherer Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, sorgt für Aufregung in den neuen Ländern PORTRAIT  ■ Aus München Severin Weiland

„Ich werde dafür sorgen, daß die Sender ein Programm machen, wie wir es auch in der Bundesrepublik sehen.“ Unheilvoll klingt, was der Rundfunkbeauftragte für die neuen Länder, Rudolf Mühlfenzel, in einem 'Bild‘-Interview ankündigt. Was er sich darunter vorstellt, umriß er erst im Juni dieses Jahres in einem Kommentar des konservativen 'Münchner Merkur‘: „Wir wollen [...] ein duales Rundfunksystem aus öffentlich-rechtlichen Anstalten und privaten Programmanbietern, deren Programme uns die Freiheit der Wahl gestatten.“ Und natürlich müßten die alten „SED-Kader“ aus den Häusern verschwinden.

Ob das CSU-Mitglied Mühlfenzel jedoch so bald loslegen kann, das zentrale Rundfunksystem der ehemaligen DDR dem westlichen Muster anzupassen, scheint derzeit fragwürdig. Denn Ost- Berlins Oberbürgermeister Tino Schwierzina (SPD) will die Wahl Mühlfenzels vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe anfechten lassen. Bei seiner Wahl am 15. Oktober seien Ungereimtheiten aufgetaucht.

Daß hinter der „Bestallung“ des heute siebzigjährigen Mühlfenzels Bundeskanzler Helmut Kohl steht, verwundert nicht weiter. Schon als langjähriger Fernseh-Cheredakteur des Bayerischen Rundfunks pflegte das CSU-Mitglied Mühlfenzel die Nähe zu den Mächtigen im Freistaat. Der verstorbene CSU-Ministerpräsident Franz-Josef Strauß gehörte zu seinen Duz-Freunden. Die Verquickung von Journalismus und herrschender Politik war für ihn kein Problem. Als etwa 1980 in einer CSU-Kabinettssitzung über die Zukunft der ARD debattiert wurde, war Mühlfenzel freiwillig dabei. Auch sonst wurde ihm vorgeworfen, mehr nach parteipolitischen denn journalistischen Gesichtspunkten zu handeln. Das blieb auch den Fernsehzuschauern nicht verborgen. So beschimpfte er beispielsweise 1979 als Moderator einer Diskussionsrunde vor laufenden Kameras den damaligen Juso-Vorsitzenden Gerhard Schröder.

Nach seinem Weggang vom BR half Mühlfenzel tatkräftig mit, den Privatrundfunk in Bayern durchzusetzen. 1982 wurde er Geschäftsführer des Münchener Kabelpilotprojekts, drei Jahre später wählte man ihn zum Präsidenten der bayerischen Landeszentrale für neue Medien.

Daß er als Rundfunkbeauftragter der neuen Länder da weitermachen wird, wo er in Bayern aufhörte — Mühlfenzels Name verbürgt dafür.