900 Jahre nasse Füße

■ Deichverband setzt dreimal täglich Bremen unter Wasser

Vom 2. bis zum 19. November werden interessierte BremerInnen in der Unteren Rathaushalle einem geradezu apokalyptischem Schauspiel beiwohnen können. Dann nämlich brechen in der Hansestadt die Deiche, gewaltige Wassermassen ergießen sich durch die Straßen und Gassen, spülen alles beisete, was sich ihnen entgegenstellt.

Der Bremer Deichverband am rechten Weserufer feiert mit diesem kleinen „Planspiel“ seinen 50. Geburtstag. Zu sehen ist es während einer Ausstellung. Unter dem Motto „900 Jahre nasse Füße“ will sich der Verband 14 Tage lang einer größeren Öffentlichkeit vorstellen.

Zu sehen ist dann nicht nur die Geschichte eines Verbandes, sondern auch die Geschichte einer Landschaft. Das rechte Weserufer als Erholungsgebiet, seine Besiedlung und Bebauung, die Bewässerung und die Entstehung der Norüberläufe: Ein großes naturkundliches und historisches Panorama wird sich vor den Besuchern ausbreiten. „Hinter dem Verband steht die Landschaft“, schwärmt Deichhauptmann Gerold Janssen über sein Revier: Das Hollerland, das Blockland und die Wümmewiesen.

Insgesamt umfaßt das Gebiet 15.000 Hektar, die von 70 Kilometern Deich geschützt werden. 85.000 Verbandmitglieder sorgen dafür, daß Bremen keine nassen Füße bekommt. Dafür zahlen sie jährlich acht Millionen Mark in die Kasse, der einzigen Einnahmequelle der Deichschützer. Die 30 angeschlossenen Stadtbezirke wählen turnusmäßig den Vorstand, der wiederum den hauptmann wählt.

Zusätzlich zu der Ausstellung wird der Verband ein Buch über Geschichte und Gestalt des rechten Weserufers herausgeben. Wer will, kann sich mit dem Buch aufs Fahrrad schwingen und gleich einen Ausflug machen: Das Buch stellt Fahrradrouten, Land und Leute rechts der Weser vor. Im Rahmenprogramm der Ausstellung wird eine Ton-Dia- Show Interessierte über Einzelheiten des Deichwesens informieren. mad