Bremen als Zentrum zur Sondermüllbehandlung

■ 26 Firmen an Beratungsgremium beteiligt

Umweltsenatorin und Wirtschaftssenator gaben sich gestern optimistisch: Eine Institution mit Schrittmacherfunktion, einen Impulsgeber für Wissenschaft und Wirtschaft, und dies auch noch über die Landesgrenzen hinaus, sahen sie gestern auf den Weg gebracht — die Bremer Sonderabfall-Beratungsgesellschaft mbH (BSBG).

Die Bürgerschaft hatte diese Institution mit dem „nicht sehr medienfreundlichen Namen“ (Beckmeyer) schon im November 1988 beschlossen. Festgelegt hatte das Parlament dabei auch Zielsetzung und Organisationsstruktur der BSBG: Das Land Bremen soll mehrheitlich 51 Prozent der Gesellschafteranteile halten, die restlichen 49 % teilen sich (mit je 10.000 Mark Einlage) 26 Unternehmen, die in Bremen und umzu Sondermüll produzieren, transportieren, behandeln oder entsorgen. Die Geschäftsführer der 26 Firmen kamen gestern mit Behörden und Kammervertretern zur offiziellen Gründungsversammlung im Schütting zusammmen — darunter auch so potente Sondermüllproduzenten wie Mercedes-Benz, Vulkan, Krupp Atlas Elektronik und die Baumwollkämmerei, sowie Sondermüllbehandler und transporteure wie Plump, Märtens und Nehlsen.

Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte lobte besonders die Konstruktion der bremischen Beratungsgesellschaft: Mehrheitlich in Beteiligung und Aufsichtsrat (vier von sieben Posten) seien Staatskontrolle und Unabhängigkeit von der Wirtschaft so gesichert.Denn obwohl es in fast allen anderen Bundesländern bereits beratende Institutionen im Sonderabfallbereich gibt, unterlägen die meistens irgendeinem „Anschluß-und Benutzungszwang“, erklärte sie. „Überall sonst in der Bundesrepublik ist das Beratungsgeschäft verwoben mit dem Entsorgungsgeschäft, mit dem Bau und dem Betreiben von Deponien, Behandlungsanlagen und Verbrennungsöfen“, betonte Lemke-Schulte. Die Hessische Industriemüll GmbH ist beispielsweise Betreiberin einer Sonderabfallverbrennungsanlage und Behandlunglabors, sie ist zu einem Drittel staatlich und verkauft abfalltechnisches Know- How über eine HIM-Tochterfirma. Günther Ecke, Geschäftsführer der BSBG, will bis zum Frühjahr nächsten Jahres drei der insgesamt 10 vorgesehenen MitarbeiterInnen eingestellt haben: Je einen Bio-Chemiker, Verfahrens-und Maschinenbauingenieur. Sie sollen innerhalb von zwei Jahren über die „Vermeidungspotentiale“ der bremischen Wirtschaft beraten können. Sie sollen aber auch daran mitarbeiten, für Bremen einen anwendungsorientierten Schwerpunkt für flüssigen bzw. pastösen Sonderabfall zu entwickeln. Und weil die BSBG längst nicht alle Fragen beantworten werden kann, die Kunden von der abfallvermeidenden Konstruktion neuer Produkte bis zu deren Entsorgung haben werden, soll sie bundesweit an Institutionen mit dem nötigen Know-How vermitteln.

Wesentliche Arbeiten der Technologie-Entwicklung werden in den Beirat der BSBG verlagert: ein Expertenteam, dessen Vorsitz der (per Stiftungsprofessur) eigens an die Bremer Uni berufene Umwelttechnologie-Professor Redecker übernehmen soll.

ra