Neues Institut für alternative Energiepolitik

■ Energiewissenschaftler Klaus Traube stellte Bremer Institut für kommunale Energiewirtschaft vor

Wissenschaftliche Institute, die sich mit Fragen der Energiewirtschaft beschäftigen gibt es alleine in den Bundesrepublik ein gutes Dutzend. Doch die meisten zeichen sich durch besonders gute Verbindungen beispielsweise zur Atomenergielobby und durch entsprechende Forschungsergebnisse aus. Ein anders gedachtes Institut beginnt dieser Tage seine Arbeit: Das „Bremer Institut für kommunale Energiewirtschaft und politik“ (BIKE). Der Leiter des neuen Instituts, Klaus Traube, stellte der Presse gestern Aufgaben und Ziele des BIKE vor.

Bis vor 15 Jahren war Klaus Traube in der Atomwirtschaft beschäftigt. Als Saulis, der sich zum Paulus wandelte, wurde er später wegen angeblicher Kontakte zur RADF überwacht und abgehört. Über diese Lauschaktion stürzte damals Bundesinnenminister Werner Mayhofer. Traube wurde danach zu einer Art Prediger für eine andere, ökologisch orientierte Energiewirtschaft. Die Verbindungen nach Bremenm resultieren vor allem aus der Arbeit des Bremer Energiebeirates (BEB). Traube kümmerte sich als Mitglied des BEB insbesondere um die Möglichkeiten einer besseren Fernwärmeversorgung. Nicht zuletzt seinem Engagement ist es zu verdanken, daß auch in Bremerhaven inzwischen in Blockheizkraftwerken Strom und Wärmeenergie gleichzeitig erzeugt werden.

Mit diesem neuen Institut bekommen die Bremer Stadtwerke die Möglichkeit, sich außenstehende Hilfe bei der Umsetzung einer neuen Energiepolitik zu besorgen. Traube zumindest ist bereit, mit Stadtwerken, Senat und Bürgerschaft „konkret zusammenzuarbeiten.“ Vorausgesetzt, die Stadtwerke sind auch dazu bereit. Traube, der die Atmospäre zu den Stadtwerke als „freundlich aber nicht ungetrübt“ beschrieb:

„Da muß man teilweise ein bißchen ziehen.“ Und Wissenschaftssenator Henning Scherf, der die Berufung Traubes im April im Senat durchsetzte“ hoffte, daß sich Traube in die Bremer Energiediskussion „voll reinhängt“.

Doch die Politik-Beratung in Bremen soll nur ein Teil der Instituts-Arbeit ausmachen. Weitere Aufgabe: Traube soll Bremen zu einem kleinen Wissens El Dorado für ratsuchende Kommunen und Städte machen. Und auch nichtstaatliche Inititaiven udn Projekte sollen sich in der neuen Bremer Wissenszentrale bedienen können. So soll nach einer Anlaufphase auch erreicht werden, daß

hier bitte das Foto

mit den beiden Herren

sich das BIKE zu 50 Prozent aus Drittmitteln finanziert. Für's erste stehen aus Landesmitteln 700.000 Mark jährlich für die festen Kosten zur Verfügung. Neben Traube sollen davon vier wissenschaftliche Mitarbeiter finanziert werden. Einer, der frühere Geschäftsführer des Bremer Energiebeirates, Jürgen Franke, ist bereits verpflichtet.

Ein weiterer Aufgabenbereich des Instituts ist es, künftig die Forschungs-und Entwicklungsarbeit Bremer Wissenschaftler zu kordinieren. Bislang liegen dazu 20 Ideenskizzen vor. Verstärkt werden soll dieser Arbeitsbereich ab 1992. Dann wird die Grundlagenforschung auf dem Energiesektor durch zwei Schwerpunkt

professuren verstärkt.

Traube allerdings geht es weniger darum, „neue Techniken auszuhecken“, als den vorhanden zum Durchbruch zu verhelfen. Denn um das von der Klimakommision des Bundestages formulierte Ziel zu erreichen und 30 Prozent CO2 bis zum Jahr 2005 einzusparen, bedarf es nach Traubes Ansicht keiner neuen Techniken, sondern einer anderen Politik. Traube: „Das ist ein politisches Problem.“ hbk