Piloten krank — Lufthansa verschnupft

■ Die meisten Pan-Am-Piloten erschienen am Premierentag der Lufthansa nicht zum Dienst/ Angeblich waren alle krank/ Vermuteter Hintergrund: Zukunftsangst der amerikanischen Piloten

Berlin. Eine plötzliche Krankheitswelle unter den Pan-Am-Piloten war die Ursache für die Schwierigkeiten, mit denen die Lufthansa bei ihrer Berlin-Premiere am Sonntag kämpfen mußte. Sieben der insgesamt elf Cockpitbesatzungen, die erstmals im Auftrag der Lufthansa starten sollten, seien nicht zum Dienst erschienen, hieß es gestern bei der Lufthansa. Dort mochte keiner so recht glauben, daß es wirklich — wie man in der Pan-Am-Station in Tegel glauben machen wollte — eine Grippewelle war, die die Piloten reihenweise niederwarf. Hintergrund des kollektiven Unwohlseins sei vermutlich in Wahrheit die Zukunftsangst der insgesamt 282 Piloten, die bisher auf den innerdeutschen Strecken der PanAm das Steuer in der Hand hatten. Sie sollten im Gegensatz zum Boden- und Kabinenpersonal der PanAm nicht in die Dienste der Lufthansa übernommen werden, sondern weiter in den Diensten der US-Gesellschaft bleiben.

Wie berichtet, mußte die Lufthansa ausgerechnet am feierlich begangenen Tag ihrer Rückkehr nach Berlin vier Flüge streichen, weil die Besatzungen fehlten. Bei insgesamt 32 Flügen kam es zu Verspätungen. Gestern hätten sich die meisten Kapitäne schon wieder »etwas besser« gefühlt, sie seien wieder zum Dienst erschienen, hieß es in der Pan-Am-Station.

Statt dessen sind jetzt die Lufthansa-Manager stark verschnupft. Die Chancen der Pan-Am-Plioten auf eine Einstellung bei der deutschen Fluggesellschaft seien durch das kollektive Krankfeiern nicht gerade gestiegen, hieß es. Die Gesellschaft sei nun nicht mehr bereit, zugunsten der Pan-Am-Piloten Abstriche an ihren harten Einstellungskonditionen vorzunehmen. Wen es als Pilot in die Dienste der Lufthansa zieht, darf normalerweise nicht älter als 37 Jahre sein und muß seine Karriere als Kopilot starten.

Für die meist altgedienten Pan- Am-Kapitäne sind das unannehmbare Bedingungen. Bereits am vergangenen Dienstag war deshalb eine Verhandlungsrunde zwischen der Lufthansa und den Piloten ohne Ergebnis geblieben. Viele der US-Kapitäne haben bereits die 55 erreicht, ein Alter, in dem die Lufthansa ihre Piloten üblicherweise in Rente schickt. Sich erneut von der Kopiloten-Pieke an heraufzudienen, lehnen die US-Kapitäne ebenfalls ab.

Während die Lufthansa das Boden- und das Kabinenpersonal der PanAm komplett übernehmen wird, wollte die PanAm ihre Berlin-Piloten behalten, um sie auf eigenen Strecken in Europa und den USA einzusetzen. Viele Pan-Am-Piloten wollten Berlin jedoch nicht verlassen, sagte ihr Sprecher James McFarlane zur taz. Er lebt seit 1964 in Berlin, ist mit einer Berlinerin verheiratet und hat, wie einige seiner Kollegen, in der Stadt Wurzeln geschlagen. Seit PanAm entschieden hat, die meisten Atlantikstrecken an United Airlines zu verkaufen, ist die Unsicherheit unter den Pan-Am-Kapitänen in Berlin noch gestiegen. Die PanAm löse sich in ihre Bestandteile auf, beobachten die Piloten, »und wir sitzen hier in Berlin praktisch in Feindesland«. hmt