Deutschlandfunk contra Deutschlandsender

Berlin (taz) — Der Rundfunk der ehemaligen DDR stirbt langsam, aber er stirbt. Nach der Auflösung von Radio Berlin International (RBI) hat der Deutschlandfunk in Köln die beiden Mittelwellenfrequenzen des Deutschlandsenders (DS) übernommen. Wo auf der Mittelwellenfrequenz 1.359 Kiloherz von Berlin aus bisher das Auslandprogramm des früheren DDR-Senders auch im Bundesgebiet zu empfangen war, ist seit dem Tag der Deutschen Einheit zwischen 19 Uhr und 4 Uhr morgens nur noch das Programm des DLF zu hören — den Rest der Zeit bestreitet die Antenne Brandenburg. Ähnlich verhält es sich auch auf der Frequenz 1.575 Kiloherz. Die Sendung „DS- Kultur“ wird nicht mehr auf der Mittelwelle ausgestrahlt — sie wurde vom Kölner Staatsfunk ebenso übernommen. Nach Angaben der DS-Intendanz in Berlin wurden auch alle weiteren Mittelwellenfrequenzen abgetreten, beispielsweise an den Thüringer Rundfunk oder an das Radio Aktuell. Die Frequenzen, so heißt es in der technischen Direktion des Deutschlandfunks, seien mit der Auflösung von RBI und der deutschen Einheit unter die Hoheit des Bundes gefallen. Für die Mittelwelle seien sie dem Deutschlandfunk, für die Kurzwelle der Deutschen Welle zugeschlagen worden.

Für die verbleibende Rundfunkstruktur auf dem Gebiet der DDR wurde im Einigungsvertrag eine Bestandsgarantie bis Ende 1991 ausgesprochen. Spätestens dann muß aber nicht nur über den Deutschlandsender — der die fünf neuen Bundesländer flächendeckend mit einem UKW-Programm versorgt — sondern auch über das weitere Schicksal des DLF und der Deutschen Welle entschieden werden. Auf Seiten der früheren DDR-Rundfunkmacher will man versuchen, wenigstens die Frequenzen von DS-Kultur zu halten. Das Vorhaben wird in der Kölner Zentrale des DLF dagegen als unrealistisch eingeschätzt. Das Gebührenaufkommen in den neuen Bundesländern reiche nicht einmal zur Einrichtung von fünf neuen Länderanstalten. Einigermaßen gesichert scheint bisher nur die Gründung einer Länderanstalt im bevölkerungsreichsten der neuen Bundesländer, in Sachsen. wg.