Umweltfreundlicher Strom-Deal

■ Neue Gas-Turbine bei Klöckner / Planung: Hochofen-Abgase nutzen

Daß es technische Innovationen gibt, die rentabel und dabei noch umweltfreundlich sind, demonstrierten die Klöckner Stahlwerke gestern mit der Inbetriebnahme einer neuen Turbine zur Stromerzeugung. Gichtgas, ein Abfallprodukt bei der Stahlerzeugung, wird unter Nutzung des Druckabfalls in Strom umgewandelt und direkt wieder von Klöckner genutzt. Die Stadtwerke sparen durch diese Turbine jährlich 15.000 Tonnen Kohle, die sonst in den Kraftwerken verfeuert werden müßten, der Kohlendioxid-Ausstoß wird um 50.000 Tonnen gesenkt. Die Turbine erzeugt 50 Millionen Kilowattstunden im Jahr (5 Prozent des Klöckner-Verbrauches). Die Investitionssumme für die neue Turbine mit dem Namen „Sabrina“ beträgt 20 Millionen Mark. "Diese Summe rentiert sich bereits nach rund fünf Jahren“, rechnet Klaus Hilker, Vorstandsmitglied der Klöckner Stahlwerke.

In ganz anderen Dimensionen rechnet sich ein Plan, den Klöckner zusammen mit den Stadtwerken für die nächsten Jahre ausgeheckt hat: Schon seit 25 Jahren nehmen drei Kraftwerksblöcke in Mittelsbühren Hochofengas von Klöckner ab und erzeugen damit bis zu 20 Prozent des Strombedarfes der Bundesbahn. Insbesondere an Wochenenden braucht die Bahn weniger Strom — und das Gas wird abgefackelt. Außerdem fällt bei der Stahlerzeugung noch ein bisher ungenutztes Gas, das Stahlwerksgas, an.

Klöckner und die Stadtwerke wollen nun ein technisches Konzept entwickeln, wie diese Energieträger in den Kraftwerksblock 4 eingespeist und dort als „Grundlast“ das Erdgas ersetzen können. Auf diese Weise könnten die Stadtwerke 160.000 Tonnen Kohle im Jahr einsparen und Emissionen von 540.000 Tonnen CO2 im Jahr vermeiden. Rund 150 Millionen Mark wollen sich Klöckner und die Stadtwerke die umweltfreundliche Investition kosten lassen.

Eins ist sicher: Für beide Unternehmen rentiert sich die Investition. Uwe-Bernd Vogel von den Bremer Stadtwerken: „Wir sind dabei zu untersuchen, wie es sich für beide rechnet.“ Ende des Jahres sollen Einzelheiten schon geklärt sein. Die Bauherren rechnen mit zwei Jahren Bauzeit.

Wenn Strom aus 15.000 Tonnen Kohle fünf Prozent des Klöckner Energiebedarfs decken, deckt das neue Projekt, das 160.000 Tonnen Kohle einsparen soll, nach einfacher Rechnung 50 Prozent. Könnten nicht auf diese Weise die Bremer Stadtwerke unabhängig von PreAG-Atomstrom werden? Vogel: „Es geht hier nicht darum, mehr Strom zu produzieren, sondern Kohle einzusparen. Mit der PreAG hat das nichts zu tun.“

Warum erst jetzt diese Pläne? Günter Ziegenbalg, Pressechef von Klöckner: „In den zehn Jahren Stahlkrise hatten wir null Spielraum für solche Investitionen. Jetzt ist die Zeit reif, denn Energie wird nicht billiger.“ Und schließlich habe man jetzt auch ein anderes Umweltbewußtsein. bear