Bremer PDS uneinig

■ Berliner Finanzskandal reißt neue Gräben

Wut, Enttäuschung und Ratlosigkeit gemischt mit Durchhaltewillen — das war die Stimmung auf der Mitglieder-und SympatisantInnenversammlung der Bremer PDS/Linken Liste nach dem Finanzskandal der Zentrale. Der Wahlkampf allerdings, da waren sich die etwa 40 Anwesenden einig, soll mit Info-Ständen und Veranstaltungen weitergeführt werden. Bisher wurden Plakatierung und Werbung in Bremer Zeitschriften zentral gesteuert. Auch Parteichef Gysi will man hier in Bremen wegen „mangelnder Alternative“ vorläufig noch die Stange halten. Seit der Landesverband PDS/Linke Liste im September gegründet wurde, treffen sie sich jeden Montag im Lagerhaus Schildstraße, um zu diskutieren, ob und wie es weitergehen soll. Doch zu inhaltlichen Fragen der „Erneuerung“ wurden die Bremer Parteigründer erst durch die Unterschlagungen der Alt-Genossen in Berlin veranlaßt. „Als ich von den Schiebereien hörte, war ich zutiefst erschüttert, enttäuscht und wütend, alles auf einmal“, erzählte beispielsweise Heidi Knack-Werner. „Ich konnte mir das alles gar nicht vorstellen.“

Andere sind von dem PDS-Finanzschiebereien weniger betroffen. PDS-Frau Anja Oden: „Ich bin schon davon ausgegangen, daß die Partei ein gewisses Standbein haben muß für die Wahl. Erschüttert hat mich die ganze Sache nicht so sehr.“ Und ein Genosse neben ihr hatte sogar grundsätzlich für die Machenschaften der Berliner Bosse Verständnis: „Ich finde die Idee, das Geld zur Seite zu schaffen, legitim. Die Katastrophe ist nur, daß sie sich dabei so dusselig anstellen.“

Für andere bleibt der Skandal jedoch eine Grundsatzfrage. Parteimitglied Uwe Schmidt forderte eine klare Stellungnahme aus Bremen, in der deutlich wird, daß „wir das verurteilen“. Ansonsten will er endgültig aussteigen. „Wenn hier die Mehrheit der Leute der Meinung ist, man könnte den Fall mit einem Augenzwinkern abtun, habe ich hier nichts mehr zu suchen.“

bz