Bayerisches Männerkabinett

„Oberammergauer Sonnenkönig“ Streibl stellt seine neue Regierung vor/ Gauweiler wird neues Umweltproblem/ Nur zwei Alibifrauen  ■ Aus München Luitgard Koch

Die Anzugträger dominierten, als sich gestern im bayerischen Landtag die neue Regierungsmannschaft des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU) im Halbrund zur Vereidigung aufstellte. Lediglich zwei Alibifrauen, Bayerns „Eiserne Lady“, Justizministerin Mathilde Berghofer-Weichner, sowie die Würzburger Staatssekretärin im Sozialministerium, Barbara Stamm, hoben in dieser Männerriege die Hand zum Schwur.

Zwar hat der „Oberammergauer Sonnenkönig“ sein Kabinett etwas verjüngt — bei den Staatssekretären sind die knapp 50jährigen auf dem Vormarsch — ansonsten gab es jedoch nicht allzuviele Überraschungen. Daß der Strahlenmolke löffelnde Umweltminister Alfred Dick ausgedient hat, pfiffen die Spatzen bereits Anfang September von den Dächern. Nach dem Desaster in der Müllpolitik — in Bayern gab es nach langer Zeit wieder ein erfolgreiches Volksbegehren, initiert von einer bayernweiten „Bürgerinitiative für ein besseres Müllkonzept“ — hofft Streibl jetzt auf den CSU-Hardliner Peter Gauweiler. Der „schwarze Peter“ war nach dem Tod von Strauß erst einmal von seinen Parteifreunden zum Innenstaatssekretär der obersten Baubehörde degradiert worden. Doch nach dem Einbruch der CSU bei den diesjährigen Kommunalwahlen wurde der „Saubermann“, der mit seiner rigiden und paranoiden Aidspolitik bundesweit für Schlagzeilen sorgte und sich auch nicht scheute, das Gladbecker Geiseldrama als makabres Schauspiel in der Polizeikaserne nachspielen zu lassen, von den Schwarzen wieder in die vorderen Reihen geholt: Er wurde Münchner CSU-Chef. Ins Gespräch brachte sich der 41jährige vor allem über seine Vorliebe für den zügigen Autobahnbau. Daß er damit als hervorragender Landschaftsversiegler nicht gerade prädistiniert ist für das Amt als Umweltminister, stört bei der CSU niemanden.

Eine Überraschung gab es dann doch: Das Comeback des vorbestraften Otto Wiesheu als Staatssekretär im Kultusministerium. Der rothaarige Bauernsohn aus Zolling hat seine Resozialisierungszeit anscheinend abgeleistet und ist wieder salonfähig. Der 46jährige Wiesheu wurde, nachdem er vor sieben Jahren in volltrunkenem Zustand auf der Autobahn einen polnischen Rentner totfuhr, von Strauß erst einmal selbst aus dem Verkehr gezogen und als Geschäftsführer in die CSU-Kaderschmiede, die Hanns-Seidel-Stiftung, versetzt. Sein Landtagsmandat konnte er jedoch ungeachtet seiner Verurteilung zu einem Jahr auf Bewährung behalten. Das milde Gerichtsurteil machte damals bundesweit Schlagzeilen.

Aufschlag für Georg Freiherr von Waldenfels, hieß es außerdem gestern im bayerischen Landtag. Der „Tennisbaron“, wie der evangelische Franke wegen seines Posten als Präsident des Bayerischen Tennisbundes genannt wird, übernimmt das Finanzministerium. Bereits seit vergangener Woche war klar, daß sein Vorgänger, der Altöttinger Postwirt Gerold Tandler, aussteigt und sein Glück in der freien Wirtschaft sucht. Waldenfels war zuletzt Bayerns „Außenminister“ in Brüssel und Bonn. In seiner früheren Funktion als Wirtschafts-Staatssekretär im Kabinett war er auch Koordinator für Wirtschaftsfragen in Sachen WAA. Ein offenbar geistesgestörter Bundeswehrsoldat nahm alles dies zum Anlaß, mit Pfeil und Bogen in den bayerischen Landtag einzudringen.