SPD-MdL ausgeschlossen

Düsseldorf (taz) — Die nordrhein- westfälische Landtagsfraktion der SPD hat seit Montag ein Mandat weniger. Die Fraktion wies der Düsseldorferin Carla Boulboullé, die im Mai dieses Jahres noch für die SPD direkt in den Landtag gewählt worden war, die Tür, nachdem die Partei die Abgeordnete schon am Wochenende ausgeschlossen hatte. Der Grund: Carla Boulboullé kandidiert in Düsseldorfs Partnerstadt Chemnitz auf der unabhängigen Liste, „Chemnitz wird leben — dafür handeln wir gemeinsam“, für den nächsten Bundestag. Kandidaturen auf gegnerischen Listen führen nach dem SPD-Parteistatut automatisch zum Ausschluß. Boulboullé, die ihr Chemnitzer Engagement — wie berichtet — vor allem mit einer massiven Kritik an Oskar Lafontaines Deutschlandpolitik begründet hatte, wußte um die Folgen und war zu einem Rückzug von der völlig chancenlosen Liste nicht bereit. Innerhalb der Düsseldorfer SPD galt die Ex-Genossin als „geläuterte“ Trotzkistin. Im Angesicht des Elends in der DDR sei sie offenbar, so ein Weggenosse, zum „klassischen Trotzkismus“, zur „Idee von der Mobilisierung der Massen“ zurückgekehrt. Das Mandat will die Abgeordnete nicht der SPD zurückgeben. J.S.