■ Helios Creed

Helios Creed ist nichtverdünnter, ungestreckter Kultrocker. Punkt. Die Antwort auf die Frage, wie sich der Kult um den Amerikaner so lange halten konnte, bleibt dabei genauso rätselhaft wie die bescheidene Anwesenheit von Damon Edge auf Berlins Dossier Records. Beide haben dabei eine gemeinsame Vergangenheit in San Francisco aufzuweisen, wo sie das fantastischste Duo seit Suicide gegründet hatten. Was damals Chrome hieß: Die Wohnzimmerhobbyelektronikervariante von Hawkwind. Das musizierende Drogenchaos der dritten Art. Die Aliensoundtracklieferanten zum B-Movie-Küchensplatter, alles verwest einfach vor sich hin.

Als gigantisch-galaktischer Speedmetal (viel Speed und kriechender Metal) setzte sich schon Mitte der 70er Jahre (!) der einmalige Chrome-Sound aus infernalischem Lärm, überrissenen Gitarren und sphärischem Synthiegenöhle zusammen, über dem Damon Edge sich durch wüste Außerirdischenphantasien hindurchgrummelt. Natürlich war das nicht der Stoff, aus dem Hits geschmiedet werden, auch wenn eine Band wie Prong ihren derzeitigen Erfolg ausgerechnet einer Chrome-Coverversion verdankt: »Third From The Sun«.

Nach der Trennung hat Helios Creed auf der knüppelharten Lärmschiene weitergelärmt, während Edge immer düsteren SciFi-Visionen verfiel (das kommt davon, wenn man Milch mit Whiskey mixt, wie er Spex 1986 verriet). Mit Hardcore bot sich für Creed die Gelegenheit, den schleppenden Krach der frühen Chrome mit brachialer Crossovermusik zu clonen. Ein besseres Mixgetränk? Dabei ist schwer bis unverdaulicher Hardrock herausgekommen.

Es klingt irgendwie häßlich, fiept und surrt unkontrolliert im Kopf herum und ist die perfekte Soundkulisse zum zünftigen Absturz in miesen Spelunken. Die ultimative Dröhnung, aber ohne jeden Humor, nichts zum Mitwippen, eher zum Umkippen. Biker-Symphatisanten können sich ihr Wochenendkoma ab 20 Uhr im Ecstasy abholen, wenn Helios Creed mit seinen Metalcollagen den Bleifuß einschläfert bis zum großen Crashdown. Harald Fricke