Der populäre KonzertführerHohe Kunst - wohler Klang

■ Friedemann's Aquamarin - Orchester spielt am Dienstag abend im Schlachthof

Geschmackvoll kultivierter Wohlklang — so kann man vielleicht am besten die Musik von Friedemann Witecka beschreiben — die Vergleiche mit Andreas Vollenweider, Mike Oldfield oder Ralph Towner hinken doch zu sehr und Bezeichnungen wie „kammermusikalische Mischung aus Folk, Klassik und Jazz“ stimmen zwar, klingen aber ausgeleiert. Die Amerikaner sprechen von „Contemporary Instrumental Music“, und bei uns wird seine Musik in die New Age Ecke gerückt, worüber Friedmann selber garnicht so unglücklich ist: den vielen Scharlatanen in diesem Dunstkreis steht er zwar sehr skeptisch gegenüber, aber „die vermarktungstechnischen Möglichkeiten dieser Schublade sind für uns auch sehr hilfreich.“

Der Gitarrist Friedemann hat auf einer ganzen Reihe von selbst produzierten und vertriebenen Platten, die sich in letzter Zeit immer besser verkaufen, eine eigene, sehr kulinarische Synthese verschiedener Musikgenres entwickelt. „Aquamarin“ geht ganz von dem Zauber und den Stimmungen aus, die dieser Edelstein in ihm auslösten. Die Assoziationen reichen dabei von den „Schwingungen der Stille“ über die impressionistischen Töne eines Erik Satie bis zu chinesischen, brasilianischen und griechischen Einflüßen. Und seine Musik klingt auch so hell, klar und poliert wie ein Edelstein. Auf die Frage, was bei all den Einflüssen aus der Fremde den das Deutsche an seiner Musik wäre, anwortete er sofort „die Disziplin“ und er ziseliert seine Produktionen auch wirklich sehr sauber und ordentlich zurecht. Mit den sechs Musikern, die ihn auf „Aquamarin“ begleiten, geht er jetzt auch auf Tour: „Meine Musik ist im Studio entstanden, dort arbeite ich auch gerne, aber die kreative Phase ist immer abgekoppelt von den Reaktionen. Um wirklich lebendig zu werden, muß Musik auch von der Bühne, vor Publikum gespielt werden.“ Es bedarf großer Anstrengungen, den sehr hohen „audiophilen“ Standard der Platten, der in sämtlichen Hi-Fi Fachblättern gepriesen wird, auf der Bühne zu erzeugen. Der Tonmeister wird dazu im Schlachthof genauso virtuos arbeiten müssen wie die Musiker, die von der Klassik Musik oder dem Jazz kommen.

Der Stuttgarter Friedemann ist in Süddeutschland und Frankreich schon viel bekannter als im Norden. „Das hat wohl auch mit der Mentalität zu tun: unsere Weinkultur hat vielleicht eine andere Sinnlichkeit, und die steckt auch in meiner Musik!“ Vielleicht kommen die Bremer aber ja doch langsam auf den Geschmack. Willy Taub

Schlachthof, Di., 6.11., 20.30 Uhr