Zeitbombe Altlasten

■ Symposium der AG Bodenökologie zur Altlastensanierun

Mindestens 4.000 mehr oder weniger vergiftete Böden brodeln im Bremer Stadtgebiet vor sich hin. Die Bodenökologische Arbeitsgemeinschaft, der Biologen und andere Boden-Spezialisten angehören, sammelt und vermittelt seit rund vier Jahren Erkenntnisse über den Boden. Auf ihrem zweiten Symposium, vor einem Publikum aus Behörden, Firmen und Wissenschaft, das gestern im BITZ stattfand, ging es speziell um die Altlastensanierung und die mögliche Wiederverwendung gereinigter Böden. Die Methoden sind aufwendig und teilweise umstritten. Mineralöl zu entsorgen, gehört zu den vielfach erprobten Disziplinen: Unter optimalen Bedingungen „fressen“ Boden- Mikroorganismen das Öl. Komplizierter wird es mit naturfremden Stoffen wie beispielsweise Fluorkohlenwasserstoff. Ein weiteres Problem: Chemiker und Biologen finden nur, wonach sie suchen. Wegen möglicher unbekannter Abbauprodukte ist biologisch gereinigter Boden für die landwirtschaftliche Nutzung umstritten.

Bevor ein kontaminierter Boden gereinigt werden kann, müssen umfangreiche Recherchen über die frühere Nutzung stattfinden. Am Beispiel des alten Gaswerkes an der Bürgerweide zeigte Joachim Lossau, behördlich zuständig für Altlasten, was Archive für die Bodensanierung hergeben. Pläne des Gaswerks an der Bürgerweide zwischen 1854 und 1900 lassen Rückschlüsse auf die Uralt-Lasten zu: „Ofenhaus“ steht da, „Kalkschuppen und Teercysterne“, „Ammoniakfabrik“ und „Versuchsanstalt“. Daraus läßt sich auf Krebserregendes schließen.

Von den 4.000 verdächtigen Böden in Bremen sind bisher nur 100 eingehend untersucht worden. Von den untersuchten befinden sich elf in Wohngebieten, vier in Wasserschutzgebieten und sechs in Wassereinzugsgebieten. 25 Jahre lang müßte Bremen nach Behördenschätzung 6,4 Millionen Mark jährlich für die Altlastensanierung ausgeben. Zur Zeit ist es noch nicht einmal eine Million. Die Stadt sucht nach einem Finanzierungsmodell, das die Wirtschaft beteiligt. Zum Vergleich: eine einzige Sanierungsmaßnahme auf einem Gebiet der früheren Versorgungsbetriebe, Vorgänger der Stadtwerke, hat 20 Millionen gekostet. Beate Ramm