Substituierte gehen vor Gericht

■ Ärger im Wohnprojekt Kattenturm / Substituierten-Projekt in Strom läuft an

Der Umzug von 12 methadonbehandelten Drogenabhängigen in das betreute Wohnprojekt in Strom ist in greifbare Nähe gerückt: Gestern hat der künftige Betreuer dieses neuesten Projektes der Drogenhilfe e.V., Victor von Wilcken, den Schlüssel für das Bauernhaus in Empfang genommen. In etwa vier Wochen sollen die ersten vier oder fünf Substituierten einziehen können. Drei von ihnen wohnen schon jetzt in dem bisher einzigen Wohnprojekt für Substituierte in Bremen, in dem Haus in der Kattenturmer Heerstraße, das die Sozialbehörde als Ersatz für das besetzte Haus im Fedelhörn und als Entlastung für das Übernachtungshaus in der Roonstraße eingerichtet hatte. Ihren künftigen Betreuer kennen sie bereits: Victor von Wilcken, ihr jetziger Betreuer in Kattenturm, gleichzeitig der künftige Leiter des Übernachtungsschiff „Outlaw“, den die Drogenhilfe e.V.zum Koordinator für diese drei Projekte auserkoren hat. Er kann deshalb auch bestätigen, daß diese Methadon- Behandelten die Kriterien für das Projekt in Strom erfüllen: Daß sie „hochmotiviert und ausstiegswillig“ sind und „aus der Substitution und dem ganzen Drogenmilieu“ raus wollen. An diesen Kriterien müssen sich auch die übrigen Bewerber für Strom messen lassen.

In Kattenturm hatte die Drogenhilfe in den letzten Wochen einigen Ärger zu bewältigen: Einige der BewohnerInnen, die nach Angaben ihres Betreuers mit „permanenten Verstößen gegen die Hausordnung“, z.B. als „Unruhestifter“, aus dem Haus geschmissen wurden, haben die Gerichte bemüht. Zwei von ihnen haben sich per Einstweiliger Verfügung und mit Hilfe des Gerichtsvollziehers das Dasein in dem Haus zurückerkämpft. Ein weiterer Bewohner, dessen Verfahren vor Gericht mit einem Vergleich endete (noch 14 Tage Wohnrecht bis zum Verlassen des Hauses), ist schon vor Ablauf dieser Frist geflüchtet — zunächst ins Krankenhaus, wo er sich Prellungen im Gesicht bestätigen ließ: Angeblich, weil er in seinem Bett von Betreuern der Kattentrumer Heerstraße zusammengetreten wurde. Heute will er Strafanzeige stellen, erklärte der mit substituierte Junkie gestern der taz.

Außer anderen Bewohnern sei vergangene Woche auch der Hausmeister von Kattenturm gefeuert worden: Weil er vor Gericht für die Bewohner aussagen wollte, sagen die. „Weil er seinem Arbeitgeber gegenüber eklatant gegen seine Pflichten verstoßen habe“, sagt dagegen die Drogenhilfe (v. Wilcken): Er sei bereit gewesen, aus Abhängigkeit (400 Mark Schulden) einen Meineid zu schwören. „Aber wen geht das etwas an?“, fragt v. Wilcken im Gespräch mit der taz zurück. Solche Interna, „jede Kleinigkeit“, zu veröffentlichen, schade der Drogenarbeit kollossal und liefere den Anwohnerinitiativen Nahrung. „Wir überlegen uns ernsthaft, die Wohnung zuzumachen, wenn das so weitergeht.“ ra