S.T.E.R.N. zum Prenzlauer Berg

■ Beim Wechsel in den Osten nimmt die Stadterneuerungsgesellschaft große Teile ihres Etats mit/ Kreuzberger sind sauer: Sie wollen nicht für Prenzelberg bluten

Prenzlauer Berg. Die Kreuzberger Stadterneuerungsgesellschaft S.T.E.R.N. soll künftig am Prenzlauer Berg arbeiten. Einige Mitarbeiter und ein Chef — Theo Winters — wurden bereits ausgeguckt; eine halbe Million des Kreuzberger S.T.E.R.N.-Etats von zehn Millionen DM wurde auf Wunsch des Senats schon mal in den Partnerbezirk transferiert. 1991 werden weitere 500.000 Mark folgen. Dabei wird es nicht bleiben: Rund zwei Drittel der S.T.E.R.N.-Gelder sollen binnen weniger Jahre in den Osten umgeleitet werden, schätzt das im Kreuzberger Sanierungsgebiet erscheinende Magazin 'Drucksache‘. Nur neun der 30 S.T.E.R.N.- Mitarbeiter werden 1992 noch in der Köpenicker Straße werkeln.

Für S.T.E.R.N.-Geschäftsführer Edding, selbst Befürworter des Umzugs, ist das nicht so schlimm. Beschlossene Sache sei erst, daß S.T.E.R.N. nach drüben geht und die besagte halbe Million mitnimmt. Projekte, die man in Kreuzberg angefangen hat, würden auch zu Ende betreut.

In Kreuzberg ist man nicht glücklich über den Abzug des Goldesels. »Keine Sanierung von Ost-Berlin auf Kosten Kreuzbergs«, fordern die Erneuerungskommission und das Bürgergremium vom Kottbusser Tor. Zwar sei die Kreuzberger Bausubstanz inzwischen besser als in den Ostbezirken, doch sind die Mieten nicht auf Dauer gebunden. Der Investitionsdruck steigt, und den jetzigen Kreuzberger Mietern droht die Verdrängung. Staatliche Hilfe sei also weiter vonnöten.

Den S.T.E.R.N.-Rückzug wertet Gertrud Trisolini von der Genossenschaft Luisenstadt nur als Teil einer allgemeinen Abkehr der staatlichen Zuwendung vom früheren Berliner Problembezirk Nummer eins. »In den Ämtern erreicht man niemanden mehr, weil alle im Osten sind; es gibt kein Geld mehr für unsere Projekte«, sagt sie. Ob aber wirklich die meisten Kreuzberger oder zumindest die politisch Aktiven den S.T.E.R.N.- Rückzug bedauern, bleibt abzuwarten. SPD und CDU, die dem als AL- nah geltenden Sanierungsträger immer schon spinnefeind gewesen sind, haben bislang nicht reagiert. In der linken Szene ist S.T.E.R.N. — vorsichtig formuliert — umstritten.

Am Prenzlauer Berg freut man sich verständlicherweise über die tat- und vor allem finanzkräftige Unterstützung. Schließlich ziehen die paar Millionen Mark an Planungskosten, die S.T.E.R.N. verbrät, Dutzende von Millionen an Sanierungsgeldern für die maroden Häuser nach sich. esch