CDU mit H-Spritzen auf Wahlkampftrip

Tiergarten. Im Streit über den Umgang mit Drogenabhängigen springt der Funke jetzt auch auf die Bezirke über: »Im Zusammenhang mit der Aufstellung zweier Spritzenautomaten«, erklärte gestern die Tiergartener Gesundheitsstadträtin Sabine Nitz-Spatz (AL), habe die CDU einen Abwahlantrag gegen sie angekündigt. Dabei hatte die CDU zuvor mit ihrer Zustimmung und knirschenden Zähnen ebenfalls dafür gesorgt, daß die Automaten im Juli aufgestellt werden konnten — als »notwendiges Übel«, wie die Bezirksvorsitzende Katharina Haberkorn gegenüber der taz erläuterte. Der Zorn der Christdemokraten erzürne sich an den fehlenden Begleitmaßnahmen — der umfassenden Information von Kindern und Jugendlichen.

Die aber wird nach Auskunft des CDU-Volksbildungsstadtrates Schmidt nun endlich angeleiert: Als Reaktion auf ein Schreiben der Gesundheitsstadträtin von Anfang Oktober hätten sich die zuständige Schulrätin und der Drogenbeauftragte bereits »ins Benehmen gesetzt«. Den Vorwurf der Untätigkeit wies Nitz-Spatz entschieden zurück: Sie habe direkt nach dem Bezirksamtsbeschluß den Verein »Fixpunkt« mit einer Umfrage an allen Schulen und Kindertagesstätten des Bezirks beauftragt. Die Antwort war überraschend: Fast überall hieß es »kein Bedarf«. Dennoch will die Gesundheitsstadträtin jetzt zusammen mit der Volksbildungs- und Jugendverwaltung sowie mit Initiativen aus dem Bezirk eine umfassende Aufklärungsoffensive starten.

Darüber hinaus schloß sich Nitz- Spatz der Forderung nach medizinisch betreuten »Druckräumen« an, wie sie von der AL-Jugendsenatorin Klein im Rahmen der jüngsten Berliner Drogenkonferenz geäußert worden waren. Die Gesundheitsstadträtin will jetzt prüfen lassen, inwieweit die Einrichtung solcher Räume rechtlich möglich ist. Nach Ansicht der Berliner Aids-Hilfe könnten sie erheblich dazu beitragen, die gesundheitliche Verelendung der Fixer aufzuhalten. Sie befürchtet allerdings, daß der Vorstoß der Senatorinnen kurz vor den Wahlen zu spät war. maz