Kriegsgewinnler Schweiz

■ Schmelzfeste Schokolade für die GIs am Golf

Genf (taz) — Offiziell die Fahne der Neutralität hochhalten und gleichzeitig von den Kriegen der anderen kräftig profitieren — diese Rolle haben die Schweiz und ihre Unternehmen schon immer erfolgreich gespielt.

Im Zweiten Weltkrieg waren nicht nur sechzig Prozent der eidgenössischen Schwerindustrie mit Aufträgen der deutschen Rüstungsindustrie ausgelastet. Die Zigarrenfabrik des heutigen Verteidigungsministers Villiger belieferte Hitlers Soldaten bis 1944 mit Stumpen und anderen Rauchwaren. Ein Umstand, dessen Offenlegung durch zwei Redakteure des Schweizer Rundfunks jüngst monatelange Kontroversen auslöste und Villiger nach einer Disziplinierung der Journalisten rufen ließ.

Auch im aktuellen militärischen Konflikt am Golf leistet ein Schweizer Unternehmen jetzt einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Truppenmoral zumindest auf einer Seite: Das Batelle-Institut in Genfs Vorstadt Carouge entwickelte eine bis zu sechzig Grad Celsius schmelzfeste Schokolade. Das Pentagon bestellte das süße Produkt jetzt als Nachtisch für die 200.000 GIs, die im heißen saudischen Wüstensand stationiert sind.

Das Rezept ist laut Batelle-Direktor Roland Adoutte „hochgeheim“ und soll es auch bleiben. Schließlich winken ja Geschäfte bei künftigen Kriegen in heißen Regionen. Außerdem dienen die GIs als Versuchskaninchen zur Produkterprobung.

Schmeckt ihnen die Hochschmelzschokolade, soll sie künftig auch weltweit auf dem Süßigkeitenmarkt angeboten werden. azu