Etwas Inzest gefällig?

■ 'Prinz‘: „Ganz normale Filme in ganz normalen Kinos“

Essen (taz) — Der 'Prinz‘ macht im November, wie in allen anderen Monaten auch, mit Sex auf — man ist schließlich jung, frech, kreativ. Für die Stadtillustrierte aus Bochum, die inzwischen in diversen Großstädten der Ex-BRD auf dem Markt ist, freut sich Werner Neumann in seiner Titelgeschichte „Kino der Lüste“, daß mensch für Leinwand-Sex nicht länger mit hochgeklapptem Kragen die einschlägigen Kinos aufsuchen muß. Große Erleichterung bei Herrn Neumann: die Scham ist endlich vorbei, denn die Streifen mit dem schönen Schweinkram sind „ganz normale Filme, die in ganz normalen Kinos gezeigt werden“.

Neumanns „Stellen“-Suche im erotischen Gegenwartsfilm und die „Prinz-Typologie der Sexfilme“ wird mit zwei Fotos eröffnet. Auf dem oberen eine junge Schauspielerin, nackt, mit den Händen an die Bettpfosten gefesselt. Auf dem unteren dieselbe junge Schauspielerin, diesmal allerdings mit einem älteren Schauspieler auf ihr. Es handelt sich um Szenen aus Pedro Aldomovars 1984 gedrehten Film „Labyrinth der Leidenschaften“. Bemerkenswerter als diese Fotos ist die Bildunterschrift. Die hat 'Prinz‘ selbstgemacht, inspiriert von der neuen Normalität im Bett und auf der Leinwand: Der Film „zeigt unter anderem einen Mann, der seine Tochter ans Bett fesselt und dann mit ihr schläft“.

Ist doch einfach herr-lich und ganz normal: Ein Mann, dem danach ist, haut seine Tochter aufs Bett, bindet sie fest und vögelt sie. Wozu da noch viele Worte verlieren? Folglich erfahren wir auch von „Stellen“-Sucher Neumann nicht wesentlich mehr über diesen Film. Um eine „durchgewirbelte Farce“ handele es sich, der Inzest beispielsweise beruhe auf einem Irrtum: „Der Vergewaltiger nämlich verwechselt kurioserweise dauernd seine Tochter mit der ihm entlaufenen Ehefrau. Und die stand auf Fesseln.“ Nein, diese Männer, was ihnen so alles passieren kann! Und neuerdings auch im ganz normalen Kino! Beeindruckend. bm