Köpfe rollen über den Beton

■ Aus gegebenem Anlaß: Kleine Rückschau auf die Verkehrspolitik von SPD und Senat

Heute morgen, so um 9.00 Uhr, werden etwa 150 Bremer SPD-Landesdelegierte in ihr Auto steigen und sich auf den Weg nach Bremerhaven machen. Dort soll die SPD heute den mühsamen Weg zu einem „ökologischen Verkehrskonzept“ zu einem vorläufigen Ende bringen. Anlaß zu einer kleinen Rückschau: Denn was ist in den vergangenen drei Jahren nicht alles diskutiert, beschlossen, wieder aufgehoben worden, wieviele Personen sind in die Wüste geschickt worden?

Da war zunächst ein gewisser Hans-Otto Schulte. Als Senatsdirektor der Bau-und Umweltsenatorin Lemke-Schulte sollte er die ökologische Verkehrswende herbeiführen. Unbeleckt von Bremer Gepflogenheiten tat er dies allzu stürmisch und wurde so in Rekordgeschwindigkeit zum Frührentner. Die Senatorin kostete der Übereifer ihres engsten Mitaberbeiters zwar nicht den Kopf, aber die Doppelfunktion. Das neue Duo stradale hieß jetzt Konrad Kunick und Manfred Osthaus. Da witterte einer Morgenluft, der zu den karrieremäßig Zukurzgekommenen gehört, der Abgeordnete Ludwig Hettling. Der wurde Vorsitzender der SPD-Verkehrskommision und versuchte, die laufende Debatte herumzureißen. Getreu dem Motto: ÖPNV muß ja wohl, aber Straßen viel doller, wollte er längst begrabene Bauprojekte wieder beleben. Was wiederum ihn in seiner unvollendeten Karriere weiter zurückwarf. Bei nächstpassender Wahlgelegenheit wurde er als stellvertretender SPD-Landesvorsitzender abgewählt.

Bleiben Konrad Kunick und Manfred Osthaus. Wie weiland Laookon mit den Schlangen kämpft Kunick mit seinen Straßen. Doch immer wenn er glaubte, gerade eine per Senatsbeschluß erledigt zu haben, wuchsen ihm aus der SPD-Basis ungezählte neue Schlangenköpfe entgegen. Und eine Senatsvorlage, die vorsah, mittelfristig ein Parkhauses zu schließen, schoß ihm der Bürgermeister höchstpersönlich und volley in die Baubehörde zurück. Kaum verwunderlich, daß da Bösmeinende auf die Idee kamen, daß der viele Beton zu schwer auf Kunicks Buckel lastet.

Doch den Kopf, der da wieder rollen soll, hat die SPD-Vorsitzende Ilse Janz an anderer Stelle ausgemacht. Als hätte Kunick nicht schon genug Ärger, meinte sie öffentlich, sie könne sich einen Wechsel eher bei der Person des Senatsdirektors vorstellen.

Den Verkehrs-Knoten gilt es heute in Bremerhaven zu durchschlagen. Wir wagen eine Prognose: Programmatisch wird sich die SPD auf die ökologische Verkehrsvariante festlegen. Bis das jedoch in Ansätzen umgesetzt ist, wird noch so mancher Genosse den Tag verfluchen, da er nach Bremerhaven gefahren ist.

Rosi Roland