Hans-Wendt-Vorstand: „Sind keine Plünderer“

■ Kritik an Stiftungspraxis zurückgewiesen / Hoppensack: „Offensive Sozialpolitik"

„Wir stehen zu den Dingen, die wir getan haben, auch wenn das Stiftungsvermögen dadurch geschädigt wurde.“ Eine knappe Stunde lang referierte gestern der stellvertretende Vorsitzende der Hans-Wendt-Stiftung, Senatsdirektor Hans-Christoph Hoppensack, vor der Presse die Kritik des Stiftungsvorstandes an dem Bericht des Rechnungshofes und verteidigte damit im wesentlichen die Vorstandspolitik des letzten Jahrzehntes. Sozialsenatorin Sabine Uhl, Vorsitzende des Vorstandes, war aus „gesundheitlichen Gründen“ nicht zur Pressekonferenz gekommen.

Hoppensack kritisierte die Herangehensweise des Rechnungshofes. Dieser habe mehr getan, als die Bürgerschaft verlangt habe. Hoppensack: „Eine unverhältnismäßige Prüfung, einmalig in der Nachkriegsgeschichte.“ Der Vorstand sei nach wie vor der Rechtsauffasung, daß die Hans-Wendt-Stiftung kein „Wurmfortsatz des Senats sei“, sondern eine „private Unternehmung mit gewisser Nähe zur Stadtgemeinde“. Trotz der Bedenken veröffentlichte der Vorstand gestern den 150 Seiten starken, vertraulichen Bericht, um nicht „den falschen Eindruck zu erwecken, daß der Stiftungsvorstand etwas verbergen will“.

Die teilweise finanziell riskanten Projekte der Hans-Wendt- Stiftung begründete Hoppensack mit einem „offensiven Verständnis von Sozialpolitik.“ Vom Rechnungshof war beispielsweise kritisiert worden, daß bei Ausbildungsmaßnahmen für benachteiligte Jugendliche das Stiftungsvermögen verringert worden ist. Dies wurde von Hoppensack zwar zugeben, aber verteidigt: „Wir haben uns als Feuerwehr in Notzeiten begriffen“, kritisierte er die „Pfeffersackhaltng der Stiftungspuristen“. Und der Vorstandskollege, Rechtsanwalt Waldemar Klischies, meinte: „Wir haben nichts geplündert, sondern Jugendlichen in schwerer Situation unbürokratisch geholfen.“

Unterschlagung: „Hat keiner ahnen können“

Nach neuesten Prüfungen bezifferte der Vorstand gestern die Höhe der Unterschlagung auf insgesamt 680.000 Mark. Gegen den ehemaligen Verwaltungsleiter ist bereits Anklage erhoben, gegen die Finanzbuchhalterin wird noch staatsanwaltschaftlich ermittelt. Gegen solche Unterschlagungen sei „kein Kraut gewachsen“, meinte Hoppensack. Der Vorstand habe sich auf das Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen verlassen. „Das etwas faul war, hat keiner ahnen können.“

Der Rechnungsprüfungshof war in seinem Bericht zu einer anderen Auffasung gelangt. Dort heißt es: „Dem Vorstand war die mangelhafte Arbeit des Verwaltungsleiters bekannt. Insofern hätte er früher einschreiten und auch dem Wirtschaftsprüfer weitergehende Aufträge erteilen müssen.“ Die Mängel in der Buchhaltung hätten die Veruntreuungen begünstigt. Für den Vorstand betonte Klischies, daß erst ab 1985 Unzufriedenheit mit dem Verwaltungsleiter aufgekommen sei. Danach habe es Abmahnungen gegeben, in deren Folge der Verwaltungsleiter gekündigt habe. Ein anderes Verfahren sei arbeitsrechtlich nicht durchsetzbar gewesen.

In einem Punkt aber ist der Vorstand mit seiner früheren Handlungsweise nicht mehr einverstanden. Denn 1983 war beschlossen worden, das Wirtschaftsprüfungsunternehmen nach fünf Jahren turnusmäßig auszuwechseln, doch dies geschah erst 1988. Hoppensack: „Das war ein Versäumnis.“

Der von der CDU geforderte parlamentarische Untersuchungsausschuß ist für Hoppensack „eine Verschleuderung von Steuergeldern zu Wahlkampfzwecken.“ Es liege jetzt genügend Material auf dem Tisch, das erst einmal ausgewertet werden müsse. Über das Ergebnis eines solchen Ausschusses war Hoppensack sich schon sicher: „Es wird mit Sicherheit am realen Ergebnis nichts ändern.“ Indirekt drohte Hoppensack den parlamentarischen Untersuchern mit juristischen Schritten. Ein solcher vom Landtag eingesetzter Ausschuß habe überhaupt nur das Recht, zu untersuchen, ob die Stiftungsaufsicht ausreichend gewesen sei und ob der Vorstand der Stiftung „Pressionen“ auf den Rechnungshof ausgeübt habe. Hoppensack: „Wer mehr wissen will, muß wissen, daß er sich auf unzulässigem Gelände bewegt.“

hbk