Charlottenburg mit Johannesburg verwechselt

Charlottenburg. Dienstag nachmittag, 17.18 Uhr, am Heubnerweg, Starthaltestelle für den 74er Bus: Mehrere Fahrgäste, darunter auch vier ausländische, bestiegen den Bus, lösten Tickets oder zeigten dem Fahrer ihre Fahrscheine vor und suchten sich dann einen Platz. Wie in Berlin üblich, blieben die hinteren Türen geschlossen, niemand konnte — vom Fahrer unkontrolliert — in das Fahrzeug einsteigen. Alles ging seinen gewohnten Gang, es war wie jeden Tag, wie in jedem gewöhnlichen Bus, eben wie immer, wenn man sich von einem öffentlichen Verkehrsmittel durch die Stadt schaukeln lassen will oder muß. Die vordere Tür schloß sich, mehr oder weniger entspannt lehnten sich die Fahrgäste zurück an die Plastikpolster, schauten gelangweilt aus dem Fenster — um dann unvermittelt hochzuschrecken: Was nun passierte, war ungewöhnlich. Statt aufs Gaspedal trat der Busfahrer auf den Gang, eilte zu jedem der vier ausländischen Fahrgäste und ließ sich von ihnen ein zweites Mal ihre Fahrausweise zeigen. Das Angebot eines eindeutig deutsch aussehenden blonden Fahrgastes, auch er könne sein Ticket noch einmal vorweisen, lehnte der blaubehemdete Fahrer in dem graublauen Anzug unwirsch ab, genauso wie jegliche Erklärung seines Vorgehens. Der »völlig fassungslosen« Sabine H., die das Geschehen von ihrem Platz aus beobachtet hatte, blieb nur übrig, sich die Nummer des Wagens zu merken — und die Geschichte der taz zu erzählen.

Die BVG wollte sich gestern nicht zu dem Vorfall äußern. »Was, bitte schön, soll denn der BVG-Direktor dazu sagen?« wimmelte die Sektretärin von Konrad Lorenzen ab. Laut Pressesprecher Goebel wolle man den Vorfall »prüfen«: »Das kann aber dauern.« maz