Kein Chefarzt Herr über Leben und Belegschaft

Neukölln. Der politische Wille ist da: Gegenüber der »Arbeitsgruppe Gesundheitshaus Britz« bekundete Gesundheitssenatorin Ingrid Stahmer gestern ihr gesundheitspolitisches und regionalplanerisches Interesse an dem alternativen Krankenhaus. Als Klinik der Grund- und Regelversorgung für die Bezirke Treptow, Köpenick und Neukölln solle es in jedem Fall in die Diskussion um die Krankenhausplanung einbezogen werden.

Bereits im März hatte das Abgeordnetenhaus den Senat aufgefordert, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die bis Ende des Jahres eine realisierbare Konzeption des Gesundheitshauses erarbeiten soll. Grundlage bilden die Vorstellungen des Komitees »Das Krankenhaus Britz muß bleiben«, das sich vor allem für eine ganzheitliche medizinische wie pflegerische Patientenversorgung, eine ökologisch verträgliche Energieversorgung und Abfallentsorgung sowie die Einführung naturheilkundlicher Methoden einsetzt. Bezüglich der Trägerschaft, so Volker Gernhardt, Mitglied des Komitees, gegenüber der taz, befänden sich Verhandlungen mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) kurz vor dem Abschluß. Als Erfolg wertete Gernhardt, daß der ASB die von den Beschäftigten geforderte paritätische Mitbestimmung gewähren will — de facto ist der Bund dann nämlich in allen Entscheidungsgremien in der Minderheit. Im übrigen, so Gernhardt, sollen die sonst üblichen Krankenhaushierarchien weitgehend vermieden werden: kein Chefarzt als Herr über Leben, Tod und Belegschaft, sondern fachspezifische Kommissionen, die gemeinsam diskutieren und entscheiden.

Selbst die AOK — als Krankenkasse sonst eher pingelig, wenn es ums Geldausgeben geht — hat Feuer gefangen: Um mit den Pflegesatzverhandlungen beginnen zu können, solle der Senat dem Gesundheitshaus endlich definitiv zustimmen. Dies ist jedoch frühestens Anfang Dezember — nach den Wahlen — möglich: Denn erst dann legt die Gesundheitsverwaltung eine erste Bilanz der Berliner Krankenhausversorgung vor. maz