■ NOCH 3346 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Die Schenkel des Rana catesbeiana

In Bangladesch gibt es ein Froschproblem. Letztes Jahr wurde dort die Ausfuhr von Froschschenkeln untersagt, doch die Regierung überlegt jetzt, das Verbot wieder aufzuheben. Damit will das südasiatische Land der wirtschaftlichen Belastung durch die Golfkrise begegnen. Auf 600 Millionen Dollar werden die Verluste infolge des Ausbleibens der Überweisungen von Gastarbeitern aus der Golfregion und die Mehrausgaben infolge der gestiegenen Erdölpreise geschätzt. Mit den Schenkeln der Frösche wurden vor dem Verbot immerhin 14 bis 15 Millionen US- Dollar jährlich umgesetzt. Während sich Exporteure die Hände reiben, schlagen Wissenschaftler Alarm. Sie fürchten verheerende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, wenn die Frösche als natürliche Feinde zahlreicher Schädlinge weiter dezimiert werden. Genau aus diesem Grund hatte Bangladesch dem Handel ein Ende gesetzt. Die Händler waren damals von dem Verbot ziemlich überrascht worden und auf einem Berg von 1,5 Millionen Kilogramm tiefgefrorener Froschbeine sitzengeblieben.

Probleme mit Quakern gibt es auch in Kanada. Ganz genau kann sich niemand mehr erinnern, wie das Grauen nach Victoria kam. In der Hauptstadt der kanadischen Provinz Britisch-Kolumbien ging es immer sehr beschaulich zu. Selbst der einheimische Frosch hielt sich beim Quaken zurück und an Insekten. Doch dann kamen die Einwanderer aus den USA, und alles änderte sich in Victoria. Die Einwohner wandeln inzwischen am Rande des Nervenzusammenbruchs, denn der Ochsenfrosch ist da: groß, gefräßig, häßlich und vor allem laut.

Wie gesagt, genau weiß man es nicht, wie es zu der unmäßigen Verbreitung des Ochsenfrosches in den Teichen und Tümpeln der Stadt kommen konnte, aber es gibt Vermutungen. Die Naturkundlerin Fran Benton glaubt, ein Froschzüchter habe versucht, mit Restaurants einen Deal abzuschließen, indem er ihnen die Schenkel der Tiere anbot. Als das Geschäft scheiterte, habe er die Ochsenfrösche einfach in Teiche abgekippt. Inzwischen droht eine Bevölkerungsexplosion in den Gewässern Victorias. Ein Ochsenfrosch (Rana catesbeiana) kann — mit ausgezogenen Beinen gemessen — 50 Zentimeter lang werden. Er ist in der Lage, kleinere Vögel zu verschlingen, und schreckt auch vor dem Verzehr von Entenküken nicht zurück. Und er hat eine gewaltige Stimme. Gegen einen Chor von Ochsenfröschen hört sich ein startender Jumbo-Jet wie ein Hühnerfurz an. Karl Wegmann