Ein konfliktfreier Abschluß blieb dem Konfliktforum verwehrt

■ Auch der Initiator des ersten Berliner Konfliktforums, Innenstadtrat Krüger, kam nicht ungeschoren davon/ Runde Tische sind »von Politikern kaputtgemacht worden«

Treptow. Das, was die türkische Journalistin Monika Kabay auf der abendlichen Talkshow als Ergebnis des Workshops Deutsche & Ausländer — Was macht das Fremde so fremd zusammenfaßte, wollte der Dolmetscher Charles Dukes so nicht stehen lassen: »Ich soll mich öffnen, um akzeptiert zu werden, ich soll eine Bereicherung für das deutsche Volk darstellen?«, fragte er erregt, um danach festzustellen: »Immer wieder versucht man, uns auszugrenzen. Doch das wird nicht gelingen. Dazu sind wir zu viele Ausländer — auf der ganzen Welt!«.

Die Teilnehmer der Veranstaltung im ehemaligen Kreiskulturhaus Treptow, die unter dem Motto Quo vadis, Berlin? den Abschluß des Konfliktforum 1, bildete, ließ auch den Spiritus rector des Abends nicht ungeschoren. »Sie reden davon«, so ein Teilnehmer zu Innenstadtrat Krüger (SPD), »daß Phantasie zur Gestaltung von Politik wohl kaum von Politikern kommen wird. Wie recht Sie haben, zeigt sich am Beispiel Ihrer Partei, die die runden Tische kaputtgemacht hat und in die große Koalition gezogen ist.« Ein Ex-Volkspolizist konstantierte betroffen, daß sich Krüger, der sich noch zu Beginn des Jahres gegen den Terminus »Zugeführter« verwahrt hatte, sich nun darüber freut, daß es mit der Übernahme der Polizeihoheit durch die Westberliner Innenbehörde »endlich wieder professionelle Polizeieinsätze« gäbe, und daß er, Krüger, sich nicht im geringsten daran stoße, wenn ein hoher Polizeibeamter in seiner Gegenwart vom »Aufbringen« von Demonstranten redet.

Für Heiterkeit sorgten die Wortmeldungen von Regine Hildebrandt, Ex-DDR- und designierte Brandenburger Arbeitsministerin. Das, was nach dem Einigungsvertrag passiert, bezeichnete sie unverblümt als »Kolonisation« der Ex-DDR durch die Bundesrepublik. In hohen Tönen pries sie dagegen die Möglichkeit, durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen alles erdenkliche finanzieren zu können: »Natürlich können auch die Künstler ABM-Gelder kriegen. Ob nun die Rockgruppe, die hier spielt oder der Mann, der mit der Knautschkommode in ein Altersheim geht.« Selbst die arbeitslosen Spitzensportler und -trainer könnten so untergebracht werden — als Leiter von gemeinnützigen Gymnastikzirkel. Olaf Kampmann

siehe auch Seite 28