Fader Eintopf im Spätzle-Land

Der Karlsruher SC flog im DFB-Pokal mit 0:2 gegen den Nachbarklub VfB Stuttgart raus  ■ Aus Karlsruhe Ulrich Fuchs

Im Bereich der Fußballphilosophie werden Pokalspiele immer als besondere Größe gehandelt. Als wäre der allumfassende Lehrsatz „der Ball ist rund“ nicht ausreichend genug, um die Unwägbarkeiten des Spiels in eine treffende Formel zu fassen, wird deshalb auch für diese Sparte balltreterischer Auseinandersetzungen eine Weisheit von kaum geringerem Rang ins Feld geführt: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.“

Und oft genug spielt es dann auch keine Rolle mehr, daß diese Gesetze sich im wesentlichen in einem Spieler, Trainer und Zuschauer gleichermaßen beherrschenden Glauben daran erschöpfen, daß der Ball bei Pokalspielen besonders rund sei. Denn Glaube soll ja nicht nur in der Fußballwelt Berge versetzen können.

Diese vielversprechenden Aussichten wurden beim Aufeinandertreffen von Karlsruher SC und VfB Stuttgart durch den Lokalderby- Charakter — der, wie Spezialisten wissen, dem von Pokalspielen durchaus ähnlich ist — noch reizvoller. Und glaubt man schließlich auch noch daran, daß Mannschaften, die mit dem Rücken zur Wand stehen, über sich hinauswachsen können, dann war bei der Begegnung der zwei baden-württembergischen Teams mit vollkommen verkorkster Bundesliga-Bilanz ein heißer Tanz zu erwarten.

Auch der Wettergott ließ sich nicht lumpen und schickte in das Land, wo sonst die Sonne den Wein verwöhnt, naßkalte britische Verhältnisse. Und siehe, der wiedergenesene Guido Buchwald schien den Wink verstanden zu haben, und rammte den Ball nach fünf Minuten und langer Freistoßflanke von Karl Allgöwer per Kopfstoß in die Maschen des Karlsruher Gehäuses. Aber irgendwie kommt es dann doch meistens anders, als man denkt.

Fußballphilosophien hin, dramatische Eröffnung her — auch das Pokalmatch bot nicht mehr als den derzeit im Ländle üblichen Fußballeintopf. Da halfen auch die grünen Hemden nicht mehr, die KSC-Trainer Schäfer seiner Mannschaft beim Sieg über Tabellenführer Kaiserslautern zum ersten Mal hatte überstreifen lassen. Nicht, um das Prinzip Hoffnung zu demonstrieren, sondern um sie mit dem giftigen Farbton in die richtige Gemütslage zu versetzen. Doch die meisten der Karlsruher Angriffsbemühungen blieben Stückwerk, und vor dem Tor der Schwaben wurden die wenigen hochkarätigen Chancen rettungslos versiebt.

Zumindest diesbezüglich erwiesen sich die Stuttgarter deutlich überlegen. Den einzig wirklich rasant vorgetragenen Konter schloß Manfred Kastl in der 62. Minute mit dem 2:0 ab, das gleichzeitig den Endstand bedeutete. Nach dem Spiel gab sich VfB-Trainer Entenmann, der sich „erstmal wieder daran gewöhnen muß zu gewinnen“, auch alles andere als euphorisch. Auf die Frage, ob er sich nicht alleingelassen vorkomme, wenn ihn weder Manager noch Vereinspräsident zur Pressekonferenz begleiten, geriet er (für Fußballerverhältnisse) gar ins Philosophieren: „Ich kann mich nicht alleine fühlen, auch wenn ich hier alleine sitze, und umgekehrt kann ich mich aber alleine fühlen, wenn noch jemand neben mir sitzt.“

Winnie Schäfer, der seine Mannschaft noch fünf Minuten vor dem Spiel, aber wieder vergeblich „vor Standardsituationen gewarnt“ hatte, mag, plaziert an der Seite von KSC- Manager Rühl, die weisen Worte des Kollegen am allerbesten verstanden haben. Nach dem Pokal-Aus warten auf ihn und sein Team jetzt wieder die ehernen Gesetzmäßigkeiten des Bundesliga-Abstiegskampfes.

Karlsruhe: Famulla — Bogdan — Süss (ab 55. Westerbeek), Kreuzer, Metz, Schütterle, Harforth, Schmidt, Hermann (ab 65. Scholl), Reichert, Glesius.

Stuttgart: Immel — Buchwald — Schäfer, Schnalke, Basualdo (ab 73. Frontzeck), Allgöwer, Sammer, Hartmann, Kastl, Walter (ab 85. Buck), Kögl.

Zuschauer: 17.000

Tore: 0:1 Buchwald (5.), 0:2 Kastl (62.)