Hemelingen vor dem Straßenkampf

■ AnwohnerInnen der Daimler-Zufahrt auf Krawall gestimmt / Mercedes reagiert gelassen auf SPD-Beschluß

“Die Partei ist nicht unser Gesprächspartner, und ein Parteitag — gleich welcher Partei — stellt nicht die Exekutive dar.“ Der Sprecher des Bremer Daimler- Benz-Werks, Wendelin von Machui, reagierte gestern gelassen auf den SPD-Parteitagsbeschluß vom Samstag, den Plan eines Hemelinger Tunnels als Verbindung von Mercedes zur Autobahn endgültig sterben zu lassen (vgl. taz vom 5.11.). „Unser Gesprächspartner ist nicht die SPD, sondern der Senat“, sagte Machui auf taz- Anfrage, „und vom Senat haben wir das Versprechen, daß wir einen Autobahnanschluß bekommen. Man kann ja schließlich keine Fußgängerzone um eine Fabrik mit 16.000 Beschäftigten herum einrichten.“

Weniger gelassen nahmen gestern die AnwohnerInnen des Hemelinger Brüggewegs die Nachricht vom Tod des Tunnel-Projekts entgegen. Denn für sie bedeutet der SPD-Parteitagsbeschluß, daß sich der Werksverkehr wie bereits seit Jahren auch weiterhin vor ihren Türen und Fenstern staut. Sogar nachts zwischen 23 und 24 Uhr stehen Autos und Lastwagen inzwischen in langer Schlange.

„Wir warten nur noch die Einwohnerversammlung Mitte November ab, danach gehen wir in die Vollen“, kündigte gestern nachmittag Christine Köhl auf einer spontan einberufenen AnwohnerInnen-Versammlung im Brüggeweg an (vgl. nebenstehenden Kasten). Schließlich sei eine Lösung des Hemelinger Verkehrsproblems bereits vor zehn Jahren versprochen worden.

Doch nun sei man wieder am Nullpunkt angelangt. Mit Straßenblockaden und einem Produktionsboykott des Daimler-Werks, das eine Störung des Zulieferverkehrs schnell spüren würde, wollen die AnwohnerInnen nun Druck machen.

Umsiedlung auf Staatskosten

Ihre Hauptforderung: Umsiedlung auf Staatskosten. „Unsere Häuser sind doch nichts mehr wert“, beklagen sich die AnwohnerInnen der Daimler-Zufahrtsstraßen. Würde ihre Wohnstraße zum Gewerbegebiet, dann würde der Schwerlastverkehr niemanden mehr um den Schlaf bringen, und billiger als ein Tunnelbau wäre eine solche Umsiedlung allemal.

„Jetzt rächt sich, daß der Senat die zehnjährige Planungsphase nicht nutzte, um Alternativen zum Hemelinger Tunnel vorzulegen“, kommentierte gestern die verkehrspolitische Sprecherin der grünen Bürgerschaftsfraktion, Irmgard Jahnke, die Entscheidung des SPD-Landesparteitags.

Aufmunterung hatte dagegen der Daimler-Sprecher Machui für Wedemeiers Senat: „Wir hatten das Werk einmal für 8.000 Beschäftigte geplant. Daß es heute doppelt so viele sind, das konnte wirklich vor fünf Jahren noch keiner vorhersehen.“ Ase