■ NOCH 3343 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Über den Wolken

Letzten Mittwoch gab es einigen Trubel auf dem Flug von Lissabon nach Rio de Janeiro. Alfonso Felipe Dos Santos, ein 39jähriger Transvestit, zog eine Riesen-Show ab. Dos Santos, sehr schick mit schwarzem Rock und grüner Bluse bekleidet, betrat kurz nach dem Start das Cockpit des brasilianischen Verkehrsflugzeugs, beschimpfte die Besatzung und sprühte dem Kapitän Tränengas ins Gesicht. Die Maschine sackte in Sekundenschnelle von 10.000 auf 1.000 Meter ab. Dann gelang es der übrigen Besatzung, Dos Santos zu überwältigen, und der Ko-Pilot bekam den Flieger mit 370 Passagieren an Bord unter Kontrolle und setzte zur Notlandung in Las Palmas auf Gran Canaria an. Der Sprayer wurde von der spanischen Polizei verhaftet. Als Begründung für seine gefährliche Attacke meinte er nur: „Ich fliege nicht gerne.“

Eine Notlandung gab's auch in Cedar Rapids im US-Bundesstaat Iowa. Ein älterer Passagier hatte der Stewardeß der United-Airlines-Maschine einen kaum leserlichen Zettel in schlechtem Englisch in die Hand gedrückt. Die Besatzung glaubte in der Nachricht das Wort „Sabotage“ entziffern zu können. Sie setzten zur Zwischenlandung an und alarmierten das FBI. Der Passagier mit der miesen Handschrift wurde verhört und dann wieder freigelassen.

Den größten Spaß aber gab's auf dem Flug von Mailand nach Rio de Janeiro. Alleinunterhalter war hier der Modeschöpfer und Hausschneider der brasilianischen Präsidentengattin Fernanda Collor, Francisco Agostin Mackey. Zehn Stunden lang hielt er Personal und Fluggäste mit seiner Ein-Mann-Show in Atem. Der talentierte Francisco war schon mächtig angeschickert, als er an Bord ging. Zu seinen Mitpassagieren gehörte die komplette brasilianische Fußball-Nationalmannschaft, die vom Freundschaftsspiel zum 50. Geburtstag von Pele zurückfliegen wollte. Als die Stewardeß Francisco weitere alkoholische Getränke verweigerte, griff dieser kurzerhand zu Parfüm. Derart gestärkt, begann er sich auszuziehen. Nachdem er einen bühnenreifen Striptease hingelegt hatte, beschimpfte er das Personal und pinkelte in den Kabinenflur. Inzwischen war die Stimmung natürlich auf dem Höhepunkt, und der nackte Francisco faßte sich ein Herz und bat den Nationaltrainer Paulo Roberto Falcao um ein Autogramm. Die Besatzung der Maschine war anscheinend nicht in der Lage, eine gute Show zu erkennen, beim ersten Zwischenstopp der Maschine in Salvador de Bahia warfen sie Francisco von Bord. Karl Wegmann