Sechs Etagen Büros vor dem Bahnhof

■ Grothe-Hochhaus auf dem Bahnhofsvorplatz an Gremien vorbeigeplant?

Seit Jahren überlegen Bremens StädteplanerInnen, wie die städtebauliche Katastrophe Bahnhofsvorplatz einladender gestaltet werden könnte. Daß auf dem Bahnhofsvorplatz noch ein Plätzchen in 1a-Lage frei ist, entdeckte als erster — Bremens Großinvestor Hans Grothe, unlängst noch bekannter geworden, weil er Bremerhaven ein Museum schenken will. Und dem würde es gut gefallen, wenn zwischen seinem Marriot-Hotel dem Kongreß-Zentrum auf der Bürgerweide ein Einkaufs-Anziehungspunkt für die Damen geschaffen würde.

Die Grünen wissen aus sicherer Quelle und machten am Montag abend auf der Sitzung des Beirats Mitte öffentlich, was weder in der Planungsbehörde, noch im Parlament, noch in der SPD- Fraktionsspitze bekannt war: daß es schon konkrete Planungen gibt, wie Hans Grothe sein Hochhaus bekommt. Die BSAG ist bereits gefragt worden, ob sie die Buslinien, die dort halten, umverlegen kann. Sie prüfte und stellte fest: ja, das geht.

Auf der Beiratssitzung war Gelegenheit, die Herren von der Baubehörde zu befragen. Geladen: Bausenatsdirektor Manfred Osthaus und Detlef Kniemeyer, Leiter der Planungsbehörde. Sie stellten dem Beirat die neusten Pläne für die Umgestaltung der Innenstadt vor. Großes Gähnen. „Nichts Neues“, monierten alle Beiratsfraktionen und: „Wieder nur Stückwerk“ und „keine Planungssicherheit für Investoren“, „Was wird aus der autofreien Innenstadt?“.

Die Grünen wollen endlich wissen, was aus dem Bahnhofsvorplatz wird. Sigi Wegener an Osthaus: „War Herr Grothe bei den Senatsdirektoren? Haben schon Verhandlungen stattgefunden? Gibt es konkrete Planungen? Wenn ja, warum ist das dem Beirat nicht bekannt? Hängt das vielleicht mit der Urlaubsfahrt von Wedemeier auf der Yacht des Herrn Grothe zusammen?“

Senatsdirektor Osthaus will nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren: „Wenn die Prüfungen Ergebnisse zur Folge haben, werden sie informiert. Es gibt immer Gespräche mit Investoren.“

Gestern mittag, in der Bremischen Bürgerschaft bestätigte Osthaus– Chef, Bausenator Kunick zwischen Tür und Angel: „Daß es Verhandlungen mit Grothe gibt, ist mir bekannt.“

Grothe selbst, über den plötzlichen Presserummel erstaunt, findet die Behauptung „unsinnig“: „Ich habe an die Stadt geschrieben, ob sie mir den Bauplatz zur Verfügung stellt.“ Seine Vision: Ein sechsgeschossiger Bau auf 3.500 Quadratmetern Fläche. „Ich habe Herrn Osthaus den Brief übergeben. Er hat das wohlwollend beachtet. Das muß jetzt irgendwo auf dem Dienstweg sein.“ Schließlich stehe er mit vielen im Wettbewerb, und der Bahnhofsvorplatz sei ja auch eine politische Angelegenheit.“

In der Tat. Seit vielen Jahren überlegen das Stadtplanungsamt, die Bau-und die Innendeputation nämlich, wie es zwischen Postamt, Güterbahnhof und Überseemuseum, Bahnhof und Hochstraße schöner werden könnte. Da gab es unzählige Pläne, Gespräche, städtebauliche Wettbewerbe. Von Bebauung war dabei aber nicht die Rede, so die Grüne Verkehrsexpertin Jahnke. Beate Ramm