Scheiß auf Deutschland

■ Scheiße — das beste Argument seit Erfindung des Pflastersteins DOKUMENTATION

Allen, die sich nicht konstruktiv am Aufbau der vereinigten deutschen Staatsmacht beteiligen wollen, bietet die kommende Bundestagswahl eine wunderbare Gelegenheit, die Lage individuell zu kommentieren. Versehen wir die uns als Symbol demokratischer Freiheit überlassenen Wahlzettel mit einem von zu Hause mitgebrachten Kotbällchen und der Aufschrift: »Scheiß auf Deutschland«. Erbsen- bis Erdbeergröße genügt bei geschickter Verteilung auf den gesetzlichen Wahlunterlagen. Plastik wirkt vorbeugend gegen Durchnässen. Es reichen wenige derart präparierte Stimmabgaben pro Wahllokal, um die Auszählung zu einem spannenden Erlebnis werden zu lassen. Stimmen, auf die wir getrost scheißen können und sollten, anstatt dem Wahllokal fernzubleiben.

Es gibt momentan keine aussichtsreiche Partei, die nicht von der Einbildung besessen wäre, den besten Weg für Gesamtdeutschland zu kennen und parlamentarisch umsetzen zu können. Gerade nach der sogenannten Vereinigung halten wir es jedoch für angebracht, den Blick vom Gesamten abzuwenden, ohne uns dabei etwas entgehen zu lassen. Nehmen wir den Wahltag als symbolischen Anlaß für die längst überfällig gewordene Beschäftigung mit dem eigenen Körper und seinen delikaten Ausscheidungen. Die Aktion »Scheiß auf Deutschland« bietet hierfür viele Möglichkeiten.

—Manch ein Mann mag darüber nachdenken, daß sein Arschloch nicht nur Aus-, sondern auch Eingang sein kann.

—Bewußt konspirativ lebende Widerstandskämpferinnen und -kämpfer bedenken die Möglichkeit der Reidentifikation ihrer analen Ausscheidungen und richten lustvoll-kollektive Kottauschbörsen ein, um die BKA- Fahnder zu verwirren.

—Wir bauen ebenso wie die Wahlhelferinnen und -helfer Verklemmungen bezüglich eigener bzw. fremder Scheiße ab.

Was steht diesem Land schließlich besser zu Gesicht als die Masse, die seine Gesellschaft auf das heftigste diskriminiert und verdrängt? V.i.S.d.P.: A. Streidel,

Dieter-Kaufmann-Straße 37, Karl-Marx-Stadt