SPD-Frauen bestehen auf Quotenbeschluß

Bonn (taz) — „Ohne Beschönigung“ müsse sie feststellen, daß der Quotenbeschluß der SPD in Nordrhein- Westfalen nicht erfüllt worden sei, verkündete die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), Inge Wettig- Danielmeier, gestern in Bonn. Anstatt der vorgeschriebenen 25 Prozent aller aussichtsreichen Plätze für die Bundestagswahl habe NRW nur 16 Prozent mit Frauen besetzt. Wenigstens die anderen westdeutschen Landesverbände hätten sich an die Quote gehalten, berichtete die ASF- Frau. Düster sehe es frauenpolitisch dagegen auch in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aus. Die Ergebnisse dort seien allerdings mit 20 und 22 Prozent immer noch besser als in NRW. Thürigen und Sachsen konnten mit 40 und 37,5 Prozent ihr Soll sogar übererfüllen.

Insgesamt erreicht die SPD bei der KandidatInnenaufstellung für die Bundestagswahl (bezogen auf die aussichtsreichen Listenplätze und Direktmandate für Frauen) die selbstgesteckte Marge von 25 Prozent. Die Fraktion wird also voraussichtlich im kommenden Jahr mindestens zu einem Viertel aus Politikerinnen bestehen. Zum Vergleich: In der laufenden Legislaturperiode sind nur 16,8 Prozent der SPD-Abgeordneten Frauen.

In der ehemaligen DDR sei das traditionelle Rollenverständnis noch verbreiteter als im Westen, lamentierte Inge Wettig Danielmeier gestern vor Journalistinnen aus Bonn. Allein der PDS sei es mit Hilfe ihrer autoritären Entscheidungsstrukturen gelungen, die Hälfte aller aussichtsreichen Plätze an Frauen zu vergeben. Besonders „unkameradschaftlich“ findet sie es, daß ein Kandidat aus dem Westen die Ostberlinerin Angelika Barbe von einem Direktmandat in der Hauptstadt verdrängt habe. tst