Bodo-Liebling mit Infanta

■ Wie Bodo Kirchhoff sich im „Ambiente“ das Publikum zu Füßen gelegt hat

Der elegant in dunklen Unitönen gewandete Autor scheint sich in Bremen genauso wohl zu fühlen wie auf den Philipinen. Hier, im dezent abgedunkelten Wintergarten des Literaturcafés „Ambiente“ fährt Bodo Kirchhoff die Ernte für die fünf Jahre Arbeit ein, die ihn sein neuestes Werk „Infanta“ gekostet hat. Dort, auf einer subtropischen Insel, hatte er sich zurückgeogen, um, wie einer Geliebten, der Muttersprache in Abgeschiedenheit zu Leibe zu rücken. Herausgekommen ist eine bisweilen durchaus komische Mischung aus Liebesgeschichte und politischer Parabel, ein Roman, an dem sich die Geister von Kritikern und Lesern scheiden werden.

Spannungsreiches Raunen erfüllt das prall gefüllte Halbrund, als der langaufgeschossene Hüne Kirchhoff grazil wie ein Matador das angestrahlte Podest erklimmt. Er wartet, verschafft sich Eindruck und setzt sich, wie der neue Lehrer, der die Klasse mit einfachen Mitteln zu verblüffen weiß, lässig auf die Tischkante. Voll rhythmischer Emphase stellt Kirchhoff den Beginn des Romans vor. High Noon in den Tropen.

Der Autor redet sich in Stimmung, rhetorisch geübt; wohltemperiert perlt die Sprache ins amüsiert-erstarrte Publikum. Ein sprachliches Artikulationssolo folgt dem anderen. Kein dröger Hirnmufti, sondern ein gut geschulter Interpret seiner eigenen Texte verbindet geschickt ausgewählte, werbewirksame Highlights miteinander.

Da hat sich einer akribisch vorbereitet, nicht vor dem narzißtischen Spiegel, sondern einem hartnäckigen Kritiker gegenüber (ich würde eher auf eine Frau tippen). Und die Frauen sind es insbesondere, die nach einer guten Stunde in auffallender Zahl eifrig und schwärmerisch die Hände reiben. Dieser Triumph im Rücken macht es dem Literaten leicht, zum obligaten Frage-und Antwortteil überzuleiten. Er weicht nicht aus und gesteht auch die Wunden der Kränkung, die einige verheerende Kritiken bei ihm geschlagen haben. Die Mischung hat hingehauen. Zufrieden zieht das Publikum von dannen, großenteils ein neues Buch unter dem Arm. Per Hansen